Metadaten

Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 34. Abhandlung): Über die Elektrizitätsleitung und Lichtemission metallhaltiger Flammen — Heidelberg, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37301#0006
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

P. Lenard:

hat nur das allmähliche Verdampfen eines kleinen Salz Vorrates
am Platindraht in der Flamme zu verfolgen, wobei der Metall-
gehalt in dem vom Drahte aufsteigenden Flammenstreifen all-
mählich bis zur Unmerklichkeit des Flammenstreifens ab-
nimmt. Befindet sich währenddessen die Flamme in einem kon-
stanten elektrischen Feld, so sieht man, daß die Schiefe des
Dampfstreifens (Neigung zur Vertikalen) bis zuletzt, wo er im
Verschwinden ist, eine unveränderte Größe heibehält. Dies Re-
sultat ist, wie sich zeigt, aus keiner anderen Annahme ableitbar
als nur aus der, daß Elektronbefreiung in der metallhaltigen
Flamme außerordentlich vorwiegend^) nur beim Zusammentreffen
von Metallatomen mit Metallatomen stattfinde.
Wir machen daher dieses letztere, zweifach gestützte Re-
sultat zur Grundannahme der folgenden Entwicklungen.
A. Elektrische Wanderung der Metallatome in der Flamme.
Diese Wanderung kann, wie ich früher gezeigt habe^°), an
der Schiefe des von der Salzperle aufsteigenden Dampfstreifens
direkt beobachtet und bei Kenntnis der aufsteigenden Flammen-
geschwindigkeit auch ihrer Größe nach gemessen werden. Es
soll nun diese Wanderungsgeschwindigkeit in ihrer Abhängig-
keit von den für sie maßgebenden Größen von unserer Grund-
annalnne ausgehend untersucht werden. Es bedeute dazu, und
in allem Folgenden:
N die Zahl der Flammenmoleküle pro cuD;
n die Gesamtzahl der Metallatome pro ein p in allen Zuständen;
n - ß die Zahl der gleichzeitig positiv geladenen Metallatome
pro cmG
9) Daß auch die Fiammenmoleküte untereinander — wohl ebenfaits
durch Nähewirkung bei den Zusammenstößen — Elektronen befreien, folgt
aus der auch ohne Metall vorhandenen, allerdings relativ sehr geringen Leit-
fähigkeit der reinen Flamme. Es wirken aber in der Bunsenflamme z. B. die
Zusammenstöße der Flammenmoleküle nüRnal weniger elektronenbefreiend
als die Zusammenstöße von Sr-Atomen, gerechnet nach dem Zuwachs des
Leitvermögens der elektrodenlosen Flamme, welchen i/MO^Sr-Atome pm
cm3 in den Versuchen von Herrn ANDRADE hervorbrachten.
Daß bei den viel größeren Geschwindigkeiten, welche die Moleküle bzw.
Atome in den Kanalstrahlen besitzen, auch nichtmelallische Atome bei ihren
Zusammenstößen erhebliche Näherwirkung mit Elektronenbefreiung ergeben,
zeigen die neueren Untersuchungen von Herrn W. WiEN.
1°) 1. c., 1902.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften