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Max Wolf:
Winkelmessung. Sie erscheine uns beispielsweise unter einem
Winkel von vier Bogensekunden, also ihr Radius 2" groß. Wir
hätten also nur diesen Winkel anzutragen, um die Entfernung
AC ermitteln zu können. Sie wäre die gesuchte Entfernung des
Sternes von unserer Erde. In unserem Beispiel wären das 490
Billionen, km.
So kann man also durch Vereinigung von Winkelmessung
und spektroskopischer Messung die Entfernung der Doppelsterne
ermitteln, und so hat z. B. der Astronom HussEY auf der Lick-
Sternwartc von einer Anzahl von Doppelsternen die Entfernung
bestimmt; vielleicht sicherer, als sie bislang auf anderem Wege
hätte gefunden werden können. Der bekannte Doppelstern 5 im
Pferdchen käme z. B. in etwa 440 Billionen km oder 48 Lichtjahre
Abstand von der Erde.
Es ist einleuchtend, daß man auf diesem Wege von dem
schwer zu ermittelnden Fehler ganz befreit bleibt, den man bei
den relativen Parallaxenmessungen dadurch begeht, daß man die
fernen Sterne, auf welche man die Verschiebung der näheren
bezieht, in unendlich großer Entfernung annimmt.
Diese Methode reicht auch recht weit hinaus in den Raum.
Aber trotz alledem kommen wir auch hierdurch nicht viel
weiter. Denn die Doppelsterne sind nicht gar so weit von uns
entfernt, sonst könnten wir sie bei ihren engen Bahnen nicht
getrennt sehen. Alle diese Sterne, wenigstens die, die wir lösen
können, gehören immer noch zu unserer Nachbarschaft. Und von
den entfernteren wissen wir noch immer nichts.
Eines zeigte sich aus den seitherigen Resultaten jedenfalls,
nämlich, wie ungeheuer dünn die Sterne im Raume ausgesät sind.
Nehmen wir, um un;s an ein Bild von SCHWARZSCHILD anzu-
schließen, die Sonnen im Durchschnitt alle so groß wie Steck-
nadelköpfe von einem Millimeter, dann sind diese Stecknadeln
durchschnittlich je 100 km voneinander entfernt einzustecken.
Wäre z. B. ein Stecknadelkopf hei Karlsruhe angebracht, so fände
sich der nächste bei Freiburg oder bei Wertheim, der übernächste
bei Metz oder bei Nürnberg usw. — Das ist eine gewaltige Zer-
streuung ; von einem Stecknadelkopf aus könnte auf der Erde
kein Menschenauge den nächsten wahrnehmen. So leer ist also
der Weltraum und soviel Platz hat jede Sonne zu ihrer Verfügung.
Und wie ungeheuer groß muß die Welt sein, damit Tausend
Mitlionen Sonnen darin mit dieser Verschwendung von Raum
Max Wolf:
Winkelmessung. Sie erscheine uns beispielsweise unter einem
Winkel von vier Bogensekunden, also ihr Radius 2" groß. Wir
hätten also nur diesen Winkel anzutragen, um die Entfernung
AC ermitteln zu können. Sie wäre die gesuchte Entfernung des
Sternes von unserer Erde. In unserem Beispiel wären das 490
Billionen, km.
So kann man also durch Vereinigung von Winkelmessung
und spektroskopischer Messung die Entfernung der Doppelsterne
ermitteln, und so hat z. B. der Astronom HussEY auf der Lick-
Sternwartc von einer Anzahl von Doppelsternen die Entfernung
bestimmt; vielleicht sicherer, als sie bislang auf anderem Wege
hätte gefunden werden können. Der bekannte Doppelstern 5 im
Pferdchen käme z. B. in etwa 440 Billionen km oder 48 Lichtjahre
Abstand von der Erde.
Es ist einleuchtend, daß man auf diesem Wege von dem
schwer zu ermittelnden Fehler ganz befreit bleibt, den man bei
den relativen Parallaxenmessungen dadurch begeht, daß man die
fernen Sterne, auf welche man die Verschiebung der näheren
bezieht, in unendlich großer Entfernung annimmt.
Diese Methode reicht auch recht weit hinaus in den Raum.
Aber trotz alledem kommen wir auch hierdurch nicht viel
weiter. Denn die Doppelsterne sind nicht gar so weit von uns
entfernt, sonst könnten wir sie bei ihren engen Bahnen nicht
getrennt sehen. Alle diese Sterne, wenigstens die, die wir lösen
können, gehören immer noch zu unserer Nachbarschaft. Und von
den entfernteren wissen wir noch immer nichts.
Eines zeigte sich aus den seitherigen Resultaten jedenfalls,
nämlich, wie ungeheuer dünn die Sterne im Raume ausgesät sind.
Nehmen wir, um un;s an ein Bild von SCHWARZSCHILD anzu-
schließen, die Sonnen im Durchschnitt alle so groß wie Steck-
nadelköpfe von einem Millimeter, dann sind diese Stecknadeln
durchschnittlich je 100 km voneinander entfernt einzustecken.
Wäre z. B. ein Stecknadelkopf hei Karlsruhe angebracht, so fände
sich der nächste bei Freiburg oder bei Wertheim, der übernächste
bei Metz oder bei Nürnberg usw. — Das ist eine gewaltige Zer-
streuung ; von einem Stecknadelkopf aus könnte auf der Erde
kein Menschenauge den nächsten wahrnehmen. So leer ist also
der Weltraum und soviel Platz hat jede Sonne zu ihrer Verfügung.
Und wie ungeheuer groß muß die Welt sein, damit Tausend
Mitlionen Sonnen darin mit dieser Verschwendung von Raum