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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1912, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 2 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37317#0024
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24-(A. i3)

0. Lehmann :

man Paare von Punkten, die durch zwei nahezu parallele schwarze
Streifen verbunden sind. Dies sind halbe Kernpunkte. Befinden
sich solche, auf schwarzen Feldern, so sind sie, wie aus Photo-
graphie Fig. 66 zu ersehen, durch zwei weiße Streifen verbunden.
Am häufigsten entstehen solche molekularen Störungen bei der
Bildung der flüssig-kristallinischen Modifikation aus der isotrop-
flüssigen Schmelze, wenn anisotrope Begrenzungsflächen homo-
gene Molekularstruktur hervorzubringen suchen. Da geringe Ver-
unreinigungen, z. B. Spuren eines Lösungsmittels, immer vor-
handen sind, so werden sie durch das Selbstreinigungsvermögen si)
der Kristalle ausgeschieden und von der wachsenden Masse fort-
geschoben, so wie z. B. wachsende Eiskristalle gallertartige Sub-
stanzen, die in dem gefrierenden Wasser enthalten sind, nicht
aufnehmen, sondern zurückdrängen. Da und dort entsteht dann
eine Anhäufung, die, weil am Glase haftend, nicht fortgeschoben
werden kann und umwachsen wird; es bildet sich eine feine
Bohre, da dieselbe die Unreinigkeit ausstoßende Kraft die Dicke
möglichst zu verringern sucht, ein ,,Faden" (nach G. FmEDELS
Bezeichnungsweise), der, falls sich ringsherum die Moleküle wie
bei den Kern- oder Konvergenzpunktenanordnen, von einem
,,Idof" umgeben scheint. Beim Weiterwachsen der flüssig-kri-
stallinischen Phase ist dann nicht mehr die orientierende Kraft
der begrenzenden anisotropen Platten maßgebend, sondern auch
die des Fadens, von diesem an erscheint deshalb die Struktur,
wenn auch nur auf sehr geringe Breite, gestört; es bildet sich
sowohl auf der oberen wie der unteren Glasfläche eine ,,Spur-
linie". Stellt man die eine scharf ein, so erscheint die andere
verwaschen, wie aus der Photographie Fig. 67 zu ersehen, welche
rechts unten auch den die beiden Enden verbindenden Faden er-
kennen läßt, der eine halbe Röhre darstellt, die sich bildet, wenn
die molekulare Störung überwachsen wird. Die beiden Spur-
linien sind, wie die Figur erkennen läßt, keineswegs völlig parallel,
sie begrenzen aber zusammen mit den beiden halben Röhren eine
Fläche, die bei genügend viel Verunreinigung ein schmaler, von
fremder Substanz erfüllter spaltförmiger Hohlraum sein kann.
Die eine der beiden Spurlinien kann auch gauz fehlen und die
3i) 0. LEHMANN, PAyg^a^. ZeÜgCp?*., 11, 44, 1910; 14,
950, 1910.
52) Siehe die schematische Zeichnung <7. P/M/g., im Druck 1912,
Fig. 34.
 
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