Metadaten

Trautz, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 1. Abhandlung): Die Einwirkung von Stickoxyd auf Chlor, 1 — Heidelberg, 1914

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37409#0022
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
14 (A.1)

Max Trautz:

einem Bruch, die Reaktionsgeschwindigkeit darstelle. Daß dies
falsch wäre, hat längst BRUNNER^ gezeigt. Ich habe im Gegen-
satz dazu bei Ableitung meiner Ausdrücke der freien Energie mich
überhaupt nicht bedient, überhaupt keiner thermodynamischen
Funktionen, sondern der Vorstellung, daß nur in ganz wenigen
besonders einfachen Fällen ein Gleichgewicht wirklich durch die
beiden reziproken Reaktionen allein erreicht und erhalten
wird, die man nach alter Gepflogenheit als Reaktion und Gegen-
reaktion der im Gleichgewicht noch und nur vorhandenen Stoffe
anschreibt. Und daß in diesen Fällen bereits je nach der Art der
Zwischenstoffe verschiedene ReaktionswegeS" beschritten werden
können. Daß ferner diese Zwischenstoffe nur MomentanexistenzSi
besitzen und somit nicht zu simultanen Differentialgleichungen
führen. Endlich, daß die eigentlich neue rechnerische Größe, die
Aktivierungswärme oder Status-nascens-Wärme die Stoff-
konstante ist, die die chemische Individualität des Stoffs — ent-
sprechend den sehr verschiedenen Werten von Stoff zu Stoff —
am schärfsten zum Ausdruck bringt. Summen dieser Konstanten
sind die Wärmetönungen, wie auch die Größen, die als Ex-
ponenten vor allem die Verschiedenheiten der Geschwindigkeiten
von Stoff zu Stoff hervorrufen. Sie sind es und nicht die freien
Energieen! Daß man sie noch nicht im einzelnen kennt, ist ein
Mangel, aber kennte man sie, so wären bereits alle Wärmetönungen
vorausberechenbarW Der Versuch, den Temperaturverlauf der
spezifischen Wärmen als durch eine oder mehrere Isomerisationen
bedingt anzusehen^, erscheint von hier aus als die Annahme
zweier oder mehrerer untereinander verschiedenen Status-nascens-
Wärmen für die—im bisherigen Sinn — gleiche Molekülart, wobei
die Verschiedenheit der Status-nascens-Wärme schon voraus-
bestimmt ist durch die Art des Isomeren: Mischung qualitativ
verschiedener Dinge einfacher Beschaffenheit, anstatt qualitativ
einheitlichen Dinges verwickelter Art. Die Temperaturabhängig-
keit der Valenz beispielsweise erscheint dann nur als bedingt
durch schwach temperaturabhängige Gleichgewichte der ver-
schieden valenten Isomeren.
Daß man übrigens auch zur Deutung der Status-nascens-
Energieen, anstatt anderer Auffassungen, Lockerungen von Elek-
tronen, einführen kann, habe ich früher schon dargetanW
Was die Brutto-Wärmetönung für das Gleichgewicht, das sind
die Status-nascens-Wärmen für die Geschwindigkeiten. Daß sie
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften