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Lenard, Philipp [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 27. Abhandlung): Probleme komplexer Moleküle, 1: Verdampfung und osmotischer Druck — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37450#0009
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Probleme komplexer Moleküle 1.

(A. 27) 9

Danach wird für den vorliegenden Fall, wenn man auch den von
den Herren E. WARBURG und J. J. TnoMSorF") berechneten, von
den Dichten c des Dampfes und s der Flüssigkeit abhängenden
Einfluß des elektrischen Zuges^) berücksichtigt, welcher dem inneren
Drucke der Flüssigkeit entgegenwirkt und also ebenfalls die
Dampfspannung vermindert,
§p = -27t02^-pzQ = -2x02y-p-!^-Q , 2a)
oder log ^- = - 27:02-^-^-00 . 2h)
p sp ns ^
Das von uns hiernach zur Dampfspannungsänderung 8p durch
Elektrisierung hinzugefügte zweite Glied, welches den Einfluß der
unverdampfbaren Ladungsträger ausdrückt, ist proportional der
ersten Potenz der Oberflächendichte; es ist stets negativ, wie das
erste Glied, da 0 und s stets vom selben Zeichen sind; seine pro-
zentische Größe hängt von der Natur der Flüssigkeit nur insofern
ab, als Q und n davon abhängen.
Was die Größenordnung des hinzugefügten Gliedes anlangt,
so kann bei wässerigen Flüssigkeiten der Trägerquerschnitt Q auf
etwa 3.10"i4 cnF geschätzt werden (entsprechend einem Radius
von ca. 10.10*s cm^), und hiernach würde bei n = 1 und beim
starken Felde von 40000 Volt/cm der Einfluß der Ladungsträger
nur etwa —20 dyn/cnF betragen, falls ß = 1 wäre. Der Einfluß
ergibt sich also selbst bei diesem starken Felde als jedenfalls gering;

E. WARBURG, Ann. d. Phys. u. Ch., 28, S. 394, 1886; J. J. THOMSON,
,Anwendungen der Dynamik auf Physik u. Chemie", 1888, S. 198 der deutschen
Ausgabe von 1890. Beide Ableitungen beziehen sich auf den allgemeineren
Fall kugelförmiger Oberflächen, lassen sich aber leicht -—- wie hier geschehen —
auf ebene Flächen spezialisieren. Die Dichte des Dampfes nehmen wir stets
als klein an gegenüber der der Flüssigkeit.
iß Dieser elektrische Zug kann, obgleich er, wie oben erläutert, nur auf
einzelne wenige Moleküle wirkt, dennoch —- durch Wirkung der Oberflächen-
spannung — als gleichmäßig über die ganze Flüssigkeitsoberfläche verteilt
angenommen werden, solange die elektrische Ladung aus einer sehr großen,
über die Oberfläche verteilten Anzahl von Elementarquanten besteht. Sind
aber nur einzelne Elementarquanten als Ladung vorhanden, so wird die Ver-
teilung des elektrischen Zuges und damit auch seine richtige Berücksich-
tigung zweifelhaft (vgl. Heidelb. Akad. 1911 A 16, S. 22).
i2) Vgl. die in den Teilen II u. III behandelten Spezialfälle: Lösungs-
moleküle, Elektrolytische Ionen, Elektrizitätsträger in Luft und Wasserdampf.
 
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