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Lenard, Philipp [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 27. Abhandlung): Probleme komplexer Moleküle, 1: Verdampfung und osmotischer Druck — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37450#0019
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Probleme komplexer Moleküle I.

(A.27) 19

Die Einfachheit unserer Vorstellung verleiht ihr, wie mir
scheint, von vornherein eine gewisse innere Wahrscheinlichkeit
auch in denjenigen Zügen, welche in den gebräuchlichen Theorien
nicht enthalten sind, z. B. in bezug auf die Dampfspannungs-
änderung durch Elektrisierung; außerdem haben wir auch den Vor-
teil der Zweckmäßigkeit für alle Überlegungen hierher gehöriger
Fälle. Letzteres zeigt sich auch besonders im folgenden Kapitel
am Falle des osmotischen Druckes.
Kapitel III. Osmotischer Druck.
Wir wenden nun die im vorigen Kapitel benutzten Vorstel-
lungen auf die bekannten Erscheinungen der semipermeablen Mem-
branen an.
Es liegt über den Mechanismus dieser Erscheinungen schon
eine Fülle zum Teil sehr verschiedenartiger Betrachtungen vor,
und außerdem sind die quantitativen Gesetze des osmotischen
Druckes einschließlich seiner Zusammenhänge mit den anderen,
besser meßbaren Erscheinungen (Dampfspannungserhöhung, Ge-
frierpunktserniedrigung) unabhängig von der Kenntnis des Me-
chanismus bereits sichergestellt. Dennoch ist es unzweifelhaft,
daß man mangels einer guten, einfachen Vorstellung über den
Mechanismus dieses Druckes oft in speziellen Fällen in der Schwierig-
keit sich findet, nicht ohne weiteres auch nur qualitativ über seine
zu erwartenden Wirkungen orientiert zu sein, was namentlich auch
in den zahlreichen, an belebten Organismen vorkommenden Fällen
des Auftretens dieses Druckes zu verspüren ist. Ich glaube daher,
daß die im vorigen Kapitel hervorgehobenen Vorzüge unserer Auf-
fassung, welche in ihrer Einfachheit liegen, ein kurzes Eingehen
auf den osmotischen Druck lohnen^).
Qualitative Betrachtung. — Die Semipermeable Scheide-
wand spielt in unserer Vorstellung nur die Rolle eines Siebes,
dessen Öffnungen zu klein sind, um die Lösungsmoleküle^") durch-
3") Die Vorstellung über den osmotischen Druck, zu welcher wir dabei
gelangen, hatte ich mir vor einer Reihe von Jahren zu anschaulichen Über-
legungen und besonders zum Vorlesungsgebrauch gebildet; im wesentlichen
dieselbe Vorstellung, wenn auch in anderem Zusammenhänge, ist vor einiger
Zeit von Herrn G. J ÄGER mitgeteilt worden (Ann. d. Phys. 41, S. 254, 1913).
Den oben folgenden gaskinetischen Beweis des VAN T HoFFSchen Satzes
(für mich den einzigen überzeugenden Beweis) habe ich indessen nirgends
auffinden können.
3°) Die Definition der ,,Lösungsmoleküle" siehe S. 15.

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