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Lenard, Philipp [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 27. Abhandlung): Probleme komplexer Moleküle, 1: Verdampfung und osmotischer Druck — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37450#0004
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4 (A. 27) P. Lenard:
ergibt sieb dabei außer dem bereits erwähnten Satze von der Ober-
flächenkonzentration ein vereinfachtes Verständnis dieser Erschei-
nungen und ihrer Gesetze, was das ausführliche Eingehen auf
dieselben — obgleich sie an sich bereits wohlbekannt sind —
rechifertigen dürfte.
Kapitel I. Gruinlvorstellungen, entwickelt an dem Falle elektrisch
geladener Flüssigkeiten.
Keine Verdampfung der elektrischen Ladung bei
Wasser, Quecksilber und ähnlichen Flüssigkeiten. — In
alten Zeiten war man der Meinung, daß elektrisiertes Wasser beim
Verdampfen seine Ladung mit dem Dampfe in die Luft entweichen
lasse. Vor nicht sehr langer Zeit erst haben genügend sorgfältig
ausgeführte Versuche gezeigt^), daß dem nicht so sei, daß nämlich
eine verdampfende, elektrisch geladene Flüssigkeit nichts von ihrer
Ladung mit dem Dampfe verliert, so daß man annehmen muß,
der Dampf entweiche ganz unelektrisch von eben der Oberfläche,
welche Sitz der elektrischen Ladung ist. Dies schien eine Zeit lang
verständlich, solange man nämlich noch die Anschauung hatte, daß
Gas- oder Dampfmoleküle überhaupt keine elektrische Ladung an-
zunehmen vermögen, daß vielmehr nur fremde Partikel (,,Staub")
Träger von Ladungen im Gasraum seien; und eben das Nichtent-
weichen der Ladung von der geladenen, verdampfenden Flüssigkeit
war eine der Stützen dieser Anschauung^). Seit man aber nun die
Elektrisierung von Gasen genügend eingehend studiert hat und weiß,
daß Gas- oder Dampfmoleküle sehr wohl als Träger elektrischer

1) Zuerst L. J. BLAKE, Ann. d. Phys. u. Ch. 19, S. 518, 1883; fernere
Literatur siehe bei A. BECKER, Jahrbuch der Radioaktivität 9. 8. 52, 1912.
2) Es ist bemerkenswert, daß diese Anschauung vom Staub als alleinigem
Träger der Volumenladung eines Gases zuerst an dem speziellen Falle der
Wasserfallelektrizität (Ann. d. Phys. u. Gh. 46, 8. 584, 1892) widerlegt erschien,
-— indem dort einerseits Staubgehalt des Gases als unwesentlich für die
Wirkung gefunden wurde, während andererseits an dem entstehenden Wasser-
staub nur Ladungen nachweisbar waren, deren Zeichen dem der Luftelektri-
zität entgegengesetzt war -—-, daß wir aber im VI. Kapitel des Vorliegenden
dennoch darauf zurückkommen werden, Wasserstaub als Träger der Wasserfall-
elektrizität anzunehmen; allerdings nur den allerfeinsten Wasserstaub, während
der gröbere die entgegengesetzte Ladung tragen kann. Auch in anderen
Fällen, wo man glaubte, Luftmoleküle (,,Ionen") als Elektrizitätsträger nach-
gewiesen zu haben —- z. B. mit dem Dampfstrahl — werden wir (im III. Teile)
 
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