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Lenard, Philipp [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 27. Abhandlung): Probleme komplexer Moleküle, 1: Verdampfung und osmotischer Druck — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37450#0020
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20 (A. 27)

P. Lenard:

zulassen, während sie zur Durclrlassung der kleineren Moleküle
des Lösungsmittels genügen. Der hierbei vorausgesetzte Größen-
unterschied der beiden Moleküle ist bereits im Vorhergehenden
begründet; er entspricht der Vorstellung, daß das Wesentliche
des Lösungsprozesses in einer Anlagerung von Molekülen des
Lösungsmittels an das Molekül der gelösten Substanz besteht.
Die Lösungsmoleküle wirken demnach vermöge ihrer Größe wie
Ventile, welche einseitig — von der Seite der Lösung her — den
Weg durch die Scheidewand versperren, und es ist hieraus unmittel-
bar klar, daß auf der Seite der Lösung ein Überdruck entstehen
muß; denn die der Scheidewand benachbarten Lösungsmittel-
moleküle werden durch ihre Wärmebewegung beständig von
beiden Seiten her durch deren Öffnungen hindurchgetrieben, also
vermöge der einseitig versperrenden Wirkung der Ventile nach
der Seite der Lösung hin im Überschuß. Ist der so auf der Lösungs-
seite entstehende Überdruck groß genug geworden, so stellt sich
Gleichgewicht her: Der wegen der Ventilwirkung nach der Lösungs-
seite hin diffundierende Überschuß wird dann kompensiert durch
einen entgegengesetzten Überschuß vermöge des Überdrucks, und
eben der Überdruck, bei welchem dies erfolgt, wird der ,,osmotische
Druck" genannt.
Bei dieser Vorstellung ist es unmittelbar klar, daß die Größe
des osmotischen Drucks nur von der Zahl der in der Volumen-
einheit vorhandenen Ventile (d. i. der Lösungsmoleküle) ab-
hängen kann, nicht von deren chemischer Beschaffenheit, so daß
also äquimolekulare gelöste Mengen gleichen osmotischen Druck
hervorbringen müssen.
Quantitatives Gesetz. — Die Größe des osmotischen
Drucks berechnet sich hiernach wie folgt, wobei wir zu einem
sehr einfachen, zugleich aber auch auf die Einzelheiten des Vor-
ganges eingehenden Beweise des bekannten Gesetzes gelangen,
wonach der osmotische Druck wie ein Gasdruck sich verhält.
Es sei F die Gesamtfläche der Öffnungen in der semipermeablen
Membran, d. i. die für die Diffusion überhaupt in Betracht kom-
mende Fläche, wobei unter den Öffnungen irgendwelche, die beiden
Membranseiten verbindende Räume verstanden werden können,
welche aus übrigens ganz beliebigem (z. B. rein geometrischem)
Grunde3Q nur den (kleineren) Lösungsmittelmolekülen, nicht den
(größeren) Lösungsmolekülen den Durchtritt gestatten, und es sei
 
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