Probleme komplexer Moleküle II.
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MACHE an Wasser erwähnt^), worin auch auf die älteren Bemühun-
gen von H. HERTZ Bezug genommen ist. Wenn eine endliche Grenze
der Verdampfungsgeschwindigkeit hei Wasser nachgewiesen wäre,
so würde dieselbe in gleicher Weise für das Vorhandensein weniger
komplex gebauter Moleküle in relativ geringer Konzentration im
Wasser sprechen, wie die von Herrn Hiss gemessenen Zeiten der
Oberflächenspannungsänderung.
Bestimmte Auskünfte ergeben sich demnach hier für letzt
noch nicht; es ist aber gezeigt, in welcher Weise die weitere Verfol-
gung der Oberflächenspannungsänderungen und der Verdampfungs-
geschwindigkeiten geeignet wäre, zur Ermittelung der Oberflächen-
konstitution der Flüssigkeiten beizutragen.
Wir wenden uns nun im folgenden Kapitel zu einer Erscheinungs-
gruppe, welche, wie man sehen wird, bereits jetzt mehr Auskünfte
über den Oberflächenzustand der Flüssigkeiten zu liefern vermag.
Kapitel VI. WasserfaHelektrizität; elektrische Natur der
Molekularkräfte.
Die Elektrizitätsentwickelung an geeignet bewegten Flüssig-
keitsmassen, welche von den Wasserfällen her lange bekannt war
und welcher ich früher schon eine erste eingehende Untersuchung
gewidmet hatte^), erschien damals zurückführbar auf die Annahme
29) H. MACHE, Wiener Berichte, 119 11a, Oktober 1910. Der Verfasser
betrachtet selbst die Untersuchung noch nicht als abgeschlossen. Bei Über-
legung allen dort mitgeteilten Beobachtungsmaterials scheint es mir, als ob
feste Oberflächenschichten mitgewirkt haben könnten, welche natürlich,
als unverdampfbar, ebenfalis den Effekt einer begrenzten Verdampfungs-
geschwindigkeit hervorbringen müssen. Solche Schichten bilden sich leicht
an Wasser, wenn dasselbe gewisse Salze (auch nur in geringer Menge) auf ge-
nommen hat (vgl. die ausführliche Untersuchung hierüber, G. NAGEL, Ann.
d. Phys. 29, S. 1029, 1909). Dies kann in kapillaren Röhren wegen der rela-
tiv großen Oberfläche der verunreinigenden Glaswände leicht der Fall
sein, und die von Herrn G. QuiNCKE schon vor langer Zeit (Ann. 160, 1877)
studierte ,,elastische Nachwirkung bei Flüssigkeiten" dürfte eben solchen
festen Häuten zuzuschreiben sein. Daß diese Schichten, die oft nur sehr
zart und schwer direkt nachweisbar sind (vgl. NAGEL 1. c.), einen großen Ein-
fluß auf die Verdampfungsgeschwindigkeit ausüben, zeigt sich an der beson-
ders langsamen Abkühlung heißen nicht ganz reinen Wassers, das in offenen
Gefäßen steht (diese Eigentümlichkeit wird z. B., wie mir mitgeteiit wurde,
auch beim Nauheimer Thermalwasser in auffallender Weise beobachtet).
30) ,,Über die Elektrizität der Wasserfälle", Ann. d. Phys. u. Ch. 46,
S. 584, 1892.
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MACHE an Wasser erwähnt^), worin auch auf die älteren Bemühun-
gen von H. HERTZ Bezug genommen ist. Wenn eine endliche Grenze
der Verdampfungsgeschwindigkeit hei Wasser nachgewiesen wäre,
so würde dieselbe in gleicher Weise für das Vorhandensein weniger
komplex gebauter Moleküle in relativ geringer Konzentration im
Wasser sprechen, wie die von Herrn Hiss gemessenen Zeiten der
Oberflächenspannungsänderung.
Bestimmte Auskünfte ergeben sich demnach hier für letzt
noch nicht; es ist aber gezeigt, in welcher Weise die weitere Verfol-
gung der Oberflächenspannungsänderungen und der Verdampfungs-
geschwindigkeiten geeignet wäre, zur Ermittelung der Oberflächen-
konstitution der Flüssigkeiten beizutragen.
Wir wenden uns nun im folgenden Kapitel zu einer Erscheinungs-
gruppe, welche, wie man sehen wird, bereits jetzt mehr Auskünfte
über den Oberflächenzustand der Flüssigkeiten zu liefern vermag.
Kapitel VI. WasserfaHelektrizität; elektrische Natur der
Molekularkräfte.
Die Elektrizitätsentwickelung an geeignet bewegten Flüssig-
keitsmassen, welche von den Wasserfällen her lange bekannt war
und welcher ich früher schon eine erste eingehende Untersuchung
gewidmet hatte^), erschien damals zurückführbar auf die Annahme
29) H. MACHE, Wiener Berichte, 119 11a, Oktober 1910. Der Verfasser
betrachtet selbst die Untersuchung noch nicht als abgeschlossen. Bei Über-
legung allen dort mitgeteilten Beobachtungsmaterials scheint es mir, als ob
feste Oberflächenschichten mitgewirkt haben könnten, welche natürlich,
als unverdampfbar, ebenfalis den Effekt einer begrenzten Verdampfungs-
geschwindigkeit hervorbringen müssen. Solche Schichten bilden sich leicht
an Wasser, wenn dasselbe gewisse Salze (auch nur in geringer Menge) auf ge-
nommen hat (vgl. die ausführliche Untersuchung hierüber, G. NAGEL, Ann.
d. Phys. 29, S. 1029, 1909). Dies kann in kapillaren Röhren wegen der rela-
tiv großen Oberfläche der verunreinigenden Glaswände leicht der Fall
sein, und die von Herrn G. QuiNCKE schon vor langer Zeit (Ann. 160, 1877)
studierte ,,elastische Nachwirkung bei Flüssigkeiten" dürfte eben solchen
festen Häuten zuzuschreiben sein. Daß diese Schichten, die oft nur sehr
zart und schwer direkt nachweisbar sind (vgl. NAGEL 1. c.), einen großen Ein-
fluß auf die Verdampfungsgeschwindigkeit ausüben, zeigt sich an der beson-
ders langsamen Abkühlung heißen nicht ganz reinen Wassers, das in offenen
Gefäßen steht (diese Eigentümlichkeit wird z. B., wie mir mitgeteiit wurde,
auch beim Nauheimer Thermalwasser in auffallender Weise beobachtet).
30) ,,Über die Elektrizität der Wasserfälle", Ann. d. Phys. u. Ch. 46,
S. 584, 1892.