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Lenard, Philipp [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 28. Abhandlung): Probleme komplexer Moleküle, 2: Molekularkräfte und deren elektrische Wirkung ; Wasserfallelektrizität — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37451#0032
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32 (A. 28)

P. Lenard:

bis jetzt fortgesetzten Beobachtungen der Herren BoTEZ, TRÜBi
und HocHSCHWENDER zeigten, daß es nicht leicht sei, zu positiven
Resultaten zu gelangen, wenn man nur die Zerteilung der Wasser-
massen durch die Luft im Auge hat und auf einwandfreie Elimination
des in den Wolken nicht vorkommenden, bei denVersuchen aber stets
unvermeidlichen Auffalleffektes sowie anderer Fehlerquellen ausgeht,
die leicht bedeutende Größe annehmen können, wozu auch das Ent-
weichen von Wasserstaub aus dem Apparate gehört. Nach allem
hatte man den Eindruck, daß noch ein unbekannter und doch
wesentlicher Umstand im Spiel sein müsse; denn in manchen Ver-
suchsreihen zeigte sich der Effekt des Zerreißens im Luftstrom
so gering, daß er durch den zu eliminierenden Auffalleffekt weit
übertroffen und ganz verdeckt wurde. Es erschien schwer, aus den
Versuchen selbst zu einem abschließenden Urteil zu gelangen; man
mußte zugeben, daß einwandfreie Reproduktion der beim Gewitter
obwaltenden Verhältnisse — wo Wasser und Luft ohne feste oder
flüssige Gefäßwände im Zusammenwirken sind, schutzringartig
umgeben von großen Massen, die im gleichen Prozesse begriffen
sind — kaum möglich sei, und daß zur Lösung der Frage, ob
Gewitter auf Wasserfalleffekt zurückführbar seien, wohl vor allem
verbesserte Einsicht in das Zustandekommen dieses Effektes über-
haupt erforderlich sei. Solche Einsicht scheint jetzt vorzuliegen,
weshalb wir nun auf die Frage eingehen.
Man kann demnach über die zwei besonders in Betracht
kommenden Vorgänge, nämlich die Vereinigung der Tropfen und
das Zerreißen derselben, in elektrischer Beziehung das Folgende
sagen (In hydrodynamischer Beziehung siehe dazu 1. c. Met.
Zeitschr. 1904):
Die Vereinigung der Tropfen durch Zusammenstöße — welche
für sich allein in Betracht kommt, wenn Tropfendurchmesser über
4 mm nicht vorhanden sind, läßt nur elektrische Effekte erwarten,
welche zu Gewitterbildung nicht genügen; denn es kommen fast
nur Zusammenstöße kleinster Tröpfchen mit den eigentlichen,
größeren Regentropfen vor (vgl. 1. c. S. 254), und diese Zusammen-
stöße sind nur wenig wirksam, was durch die oben (S. 28) erwähn-
ten Versuche mit dem benetzten Drabte im tröpfchenerfüllten
Ventilatorstrom und besonders durch Herrn AGANiNs Messungen
nachgewiesen ist^) und am Schlüsse des vorigen Abschnittes auch
verständlich wurde.
ss) S. hierüber auch M. AGANiN 1. c. S. 1036.
 
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