34 (A. 28)
P. Lenard:
aber auch die Tatsache verständlich, daß Wolkenbrüche auch
ganz ohne Gewittererscheinungen Vorkommen, obgleich in der
Zeit vor Herabfallen des Wassers der Prozeß der Wasserzerteilung
und Wiedervereinigung auch in diesen Fällen sich abspielen muß.
Gewitter wird nach Obigem nur dann zu erwarten sein, wenn
der aufsteigende Luftstrom genügend tumultuarisch ist.
Daß es auch Schneegewitter gibt, scheint durch das Analogon
der Wasserfallwirkung bei festen Körpern erklärlich zu sein (vgl.
S. 41); es wäre anzunehmen, daß dabei große Wassermassen festen
Aggregatzustandes in der Luft schwebend gehalten werden, welche
durch ihre Zusammenstöße unter dem Einfluß genügend tumul-
tuarischer Luftströme eine Oberflächenverpulverung erfahren. Da
hierzu wesentlich größere Energie der Luftbewegung und größerer
Wasserreichtum erforderlich sind, als zu dem vorbetrachteten
Vorgänge an flüssigem Wasser, und da diese Erfordernisse gerade
im Winter selten erfüllt sein können, wäre auch die große Selten-
heit der Schneegewitter verständlich. Ist gleichzeitig Eis und
flüssiges Wasser in der Luft vorhanden, wie im Sommer bei Hagel,
so kann auch ^Reibungselektrizität" zwischen Wasserstaub und
Eiskörnern zur Geltung kommen^), was nach der hier noch folgen-
den Weiterentwicklung unserer Auffassung über die elektrischen
Doppelschichten an den Oberflächen flüssiger und fester Körper
übrigens nur einen Spezial fall unserer allgemeineren Zurückführung
der Gewitterelektrizität auf diese Doppelschichten darstellt.
Wasserfallelektrizität hat stets sehr große Träger.
-— Da die Abtrennung der Flüssigkeitspartikel in den beststudierten
Beispielen von Wasserfallelektrizität durch Luftströme erfolgt,
wäre es immer noch möglich, eine Trennung der Gasschicht von
der Flüssigkeit als das Wesentliche anzunehmen. Es wäre aber
dann das in allen daraufhin untersuchten Beispielen konstatierte
Auftreten abnorm großer Elektrizitätsträger unerklärlich^); denn
33) Vgl. den 1. c. Ann. 1892, S. 616, 617 beschriebenen Versuch. Be-
kanntlich wurde Reibungselektrizität zwischen Eis und Wasser schon von
L. SoHNCKE als Ursprung von Gewitterelektrizität angenommen; das gleich-
zeitige Vorkommen von Eis und Wasser in derselben Wolkenschicht kann
jedoch nur für wenige Gewitter zutreffen.
33) Vgl. die Diskussion über große Elektrizitätsträger, P. LENARD und
C. RAMSAUER, Heidelb. Akad. 1910 A 32, S. 4 u. 5. — Nachgewiesen ist das
Vorhandensein der großen Träger in den ausführlichen Untersuchungen an
Strahlen von Wasser und Kochsalzlösung bei E. AsELMANN, Ann. d. Phys.
19, S. 960, 1906, und an Quecksilber- und Amalgamstrahlen bei A. BECKER,
P. Lenard:
aber auch die Tatsache verständlich, daß Wolkenbrüche auch
ganz ohne Gewittererscheinungen Vorkommen, obgleich in der
Zeit vor Herabfallen des Wassers der Prozeß der Wasserzerteilung
und Wiedervereinigung auch in diesen Fällen sich abspielen muß.
Gewitter wird nach Obigem nur dann zu erwarten sein, wenn
der aufsteigende Luftstrom genügend tumultuarisch ist.
Daß es auch Schneegewitter gibt, scheint durch das Analogon
der Wasserfallwirkung bei festen Körpern erklärlich zu sein (vgl.
S. 41); es wäre anzunehmen, daß dabei große Wassermassen festen
Aggregatzustandes in der Luft schwebend gehalten werden, welche
durch ihre Zusammenstöße unter dem Einfluß genügend tumul-
tuarischer Luftströme eine Oberflächenverpulverung erfahren. Da
hierzu wesentlich größere Energie der Luftbewegung und größerer
Wasserreichtum erforderlich sind, als zu dem vorbetrachteten
Vorgänge an flüssigem Wasser, und da diese Erfordernisse gerade
im Winter selten erfüllt sein können, wäre auch die große Selten-
heit der Schneegewitter verständlich. Ist gleichzeitig Eis und
flüssiges Wasser in der Luft vorhanden, wie im Sommer bei Hagel,
so kann auch ^Reibungselektrizität" zwischen Wasserstaub und
Eiskörnern zur Geltung kommen^), was nach der hier noch folgen-
den Weiterentwicklung unserer Auffassung über die elektrischen
Doppelschichten an den Oberflächen flüssiger und fester Körper
übrigens nur einen Spezial fall unserer allgemeineren Zurückführung
der Gewitterelektrizität auf diese Doppelschichten darstellt.
Wasserfallelektrizität hat stets sehr große Träger.
-— Da die Abtrennung der Flüssigkeitspartikel in den beststudierten
Beispielen von Wasserfallelektrizität durch Luftströme erfolgt,
wäre es immer noch möglich, eine Trennung der Gasschicht von
der Flüssigkeit als das Wesentliche anzunehmen. Es wäre aber
dann das in allen daraufhin untersuchten Beispielen konstatierte
Auftreten abnorm großer Elektrizitätsträger unerklärlich^); denn
33) Vgl. den 1. c. Ann. 1892, S. 616, 617 beschriebenen Versuch. Be-
kanntlich wurde Reibungselektrizität zwischen Eis und Wasser schon von
L. SoHNCKE als Ursprung von Gewitterelektrizität angenommen; das gleich-
zeitige Vorkommen von Eis und Wasser in derselben Wolkenschicht kann
jedoch nur für wenige Gewitter zutreffen.
33) Vgl. die Diskussion über große Elektrizitätsträger, P. LENARD und
C. RAMSAUER, Heidelb. Akad. 1910 A 32, S. 4 u. 5. — Nachgewiesen ist das
Vorhandensein der großen Träger in den ausführlichen Untersuchungen an
Strahlen von Wasser und Kochsalzlösung bei E. AsELMANN, Ann. d. Phys.
19, S. 960, 1906, und an Quecksilber- und Amalgamstrahlen bei A. BECKER,