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Lenard, Philipp [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 28. Abhandlung): Probleme komplexer Moleküle, 2: Molekularkräfte und deren elektrische Wirkung ; Wasserfallelektrizität — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37451#0040
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40 (A. 28)

P. Lenard:

Man kann aber sogleich auch weiter gehen, indem man einen
von Herrn CoEHN vermutungsweise aufgestellten, zugleich aber
auch experimentell an vielen Substanzen als gültig nachgewiesenen,
allgemeineren Satz benutzt^), nach welchem die elektrischen
Doppelschichten an den Berührungsflächen dielektrischer Körper
beliebigen Aggregatzustandes stets der Differenz der Dielektrizitäts-
konstanten der beiden Körper proportional geladen sind und zwar
dem Zeichen nach so, daß die positive Ladung auf der Seite der
größeren Dielektrizitätskonstante sich befindet. Auch auf diesen
ganz allgemeinen Fall paßt unsere Erklärung, daß die Doppel-
schicht durch die in den Grenzflächenschichten wirksame resul-
tierende Molekularkraft hervorgebracht ist, indem die massi-
veren, d. i. die positiven Teile der Moleküle im Sinne dieser resul-
tierenden Kraft verschoben sind. Als resultierende Kraft kommt
hier die Differenz der beiden Normalkräfte K in Betracht, welche
bei den beiden Körpern einzeln vorhanden sind, wenn sie ans
Vakuum grenzen. Ist diese resultierende Normalkraft Kg—Ki
elektrischer Natur, so muß sie an der Stelle ihrer Wirksamkeit,
d. i. in der ganzen Grenzschicht, welche nach der Seite jedes der
beiden Körper hin die Dicke des Radius der Wirkungssphäre hat, eine
ihr selbst und der um 1 verminderten Dielektrizitätskonstante D
proportionale dielektrische Verschiebung hervorbringen. Diese
Verschiebung wird danach sein im Körperl Li=(K2—KJ(Di—1)
und im Körper 2 L2 = (Kg—Ki)(Dg—1). Es werden daher vier
Schichten elektrischer Ladung vorhanden sein von den Flächen-
dichten —L^ +L], —Lg, -{-Ls- Davon befinden sich die beiden ersten
und die beiden letzten im Abstande von der Größenordnung des
Radius der Wirkungssphäre, also mindestens einiger Molekülradien
von einander, während die beiden mittleren an der Grenzfläche der
beiden Körper einander unmittelbar berühren und also teilweise
sich binden oder ausgleichen, sodaß im ganzen nur die drei Schich-
ten —Li, —(Ls—LJ, -{-Ls zur Betrachtung übrig bleiben^). Der
Sitz der ersten dieser Schichten ist im Körper 1, der Sitz der
zweiten im Körper 2, falls Ds>D^ der der dritten stets im Körper 2.

so) CoEHN, Ann. d. Phys. 64, S. 217, 1898; CoEHN und U. RAYDT, Ann.
d. Phys. 30, S, 777, 1909.
7°) Daß in keiner solchen Schicht unendliche Volumendichte zu denken
ist — was einst HELMnoLTz und Lord KELVIN zum ersten Male klar gemacht
haben (siehe Ann. d. Phys. u. Ch. 7, S. 337, 1879) —, ist nach heutigen Vor-
stellungen selbstverständlich; wir untersuchen im VII. Kapitel eingehender
 
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