Probleme komplexer Moleküle II.
(A. 28) 39
üer Da diese Doppel-
schicht auch beim (amorphen) Erstarren der Flüssigkeit bestehen
bleiben wird, ist auch an den Oberflächen fester (unvoll-
kommen) dielektrischer Körper eine ebensolche Doppelschicht
zu erwarten^').
Dielektrizitätskonstante und Molekularkräfte. —
Man kann nach allem Vorstehenden die hier durchgeführte Zurück-
führung des elektrischen Wasserfalleffektes auf die gewöhnlichen
Molekularkräfte jedenfalls als zulässig ansehen^). Die Existenz
des Wasserfalleffekts bildet in diesem Sinne einen direkten Nach-
weis der elektrischen Natur der Molekularkräfte K und damit
auch der Oberflächenspannung <x und des Normaldruckes P.
cs) Bei Elektrolyten, z. B. wässerigen Salzlösungen kommen noch die
vorhandenen Ionen hinzu. Wir untersuchen deren Verteilung in der Ober-
flächenschicht besonders (Kap. VII). Es sei hier nur angegeben, daß sie die
äußerste Oberfläche meiden; durch die soeben konstatierte Doppelschicht
werden jedoch die positiven Ionen weiter nach außen gezogen als die nega-
tiven, und dies ist in unserer Auffassung der Grund für die Umkehr des Zei-
chens der Wasserfallwirkung bei genügend salzhaltigen Lösungen. Auch das
von Herrn K. KÄHLER (1. c.) konstatierte Auftreten von Trägern beiderlei
Zeichens ergibt sich in dieser Weise.
6p Hieraus können vermutlich die bei Zusammenstößen fester Körper
beobachteten, der Wasserfallwirkung analogen elektrischen Effekte erklärt
werden (vgl. S. 41). Zu bemerken ist auch, daß von unserer Auffassung der
durch die Orientierung der Moleküle infolge ihrer eigenen Kräfte gebildeten
Doppelschichten ein einfacher Übergang zur bekannten Theorie der Piezo-
und Pyroelektrizität der kristallisierten, festen Körper führt. In diesem Zu-
sammenhänge betrachtet erscheint die elektrische Wasserfallwirkung als ein
Analogon der beim Zerbrechen fester dielektrischer Körper auftretenden
Elektrisierungen, indem es sich in beiden Fällen um plötzliche Trennung-
entgegengesetzter elektrischer Ladungen handelt, die vorher in molekularer
Nähe gebunden waren. Das Auftreten freier Ladungen beim Zerbrechen
fester Körper zeigt sich oft am einfachsten durch das Auftreten von
Phosphoreszenzlicht, falls der Körper dazu geeignet ist, erregt durch die
in der Luft stattfindende Entladung (vgl. über Letzteres M. TRAUTz, Zeitschr.
für Elektronik, 1910, 8. 77).
66) Es sei bemerkt, daß hiernach ein Mangel an Wasserfalleffekt an frisch
gebildeten Oberflächen nicht zu erwarten ist, da die Zeitdauer der Herstellung
der angenommenen Orientierung der Moleküle jedenfalls noch kürzer ist als
die in Kap. V unter a) betrachteten Zeiten. Meine ersten Versuche (1. c. 1892,
8. 621) ließen allerdings die Vermutung zu, daß eine meßbare Ausbildungs-
zeit des Wasserfalleffekts vorhanden sei; eine zur weiteren experimentellen
Verfolgung der Frage unternommene Untersuchung hat bisher keine meß-
baren Zeiten ergeben.
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üer Da diese Doppel-
schicht auch beim (amorphen) Erstarren der Flüssigkeit bestehen
bleiben wird, ist auch an den Oberflächen fester (unvoll-
kommen) dielektrischer Körper eine ebensolche Doppelschicht
zu erwarten^').
Dielektrizitätskonstante und Molekularkräfte. —
Man kann nach allem Vorstehenden die hier durchgeführte Zurück-
führung des elektrischen Wasserfalleffektes auf die gewöhnlichen
Molekularkräfte jedenfalls als zulässig ansehen^). Die Existenz
des Wasserfalleffekts bildet in diesem Sinne einen direkten Nach-
weis der elektrischen Natur der Molekularkräfte K und damit
auch der Oberflächenspannung <x und des Normaldruckes P.
cs) Bei Elektrolyten, z. B. wässerigen Salzlösungen kommen noch die
vorhandenen Ionen hinzu. Wir untersuchen deren Verteilung in der Ober-
flächenschicht besonders (Kap. VII). Es sei hier nur angegeben, daß sie die
äußerste Oberfläche meiden; durch die soeben konstatierte Doppelschicht
werden jedoch die positiven Ionen weiter nach außen gezogen als die nega-
tiven, und dies ist in unserer Auffassung der Grund für die Umkehr des Zei-
chens der Wasserfallwirkung bei genügend salzhaltigen Lösungen. Auch das
von Herrn K. KÄHLER (1. c.) konstatierte Auftreten von Trägern beiderlei
Zeichens ergibt sich in dieser Weise.
6p Hieraus können vermutlich die bei Zusammenstößen fester Körper
beobachteten, der Wasserfallwirkung analogen elektrischen Effekte erklärt
werden (vgl. S. 41). Zu bemerken ist auch, daß von unserer Auffassung der
durch die Orientierung der Moleküle infolge ihrer eigenen Kräfte gebildeten
Doppelschichten ein einfacher Übergang zur bekannten Theorie der Piezo-
und Pyroelektrizität der kristallisierten, festen Körper führt. In diesem Zu-
sammenhänge betrachtet erscheint die elektrische Wasserfallwirkung als ein
Analogon der beim Zerbrechen fester dielektrischer Körper auftretenden
Elektrisierungen, indem es sich in beiden Fällen um plötzliche Trennung-
entgegengesetzter elektrischer Ladungen handelt, die vorher in molekularer
Nähe gebunden waren. Das Auftreten freier Ladungen beim Zerbrechen
fester Körper zeigt sich oft am einfachsten durch das Auftreten von
Phosphoreszenzlicht, falls der Körper dazu geeignet ist, erregt durch die
in der Luft stattfindende Entladung (vgl. über Letzteres M. TRAUTz, Zeitschr.
für Elektronik, 1910, 8. 77).
66) Es sei bemerkt, daß hiernach ein Mangel an Wasserfalleffekt an frisch
gebildeten Oberflächen nicht zu erwarten ist, da die Zeitdauer der Herstellung
der angenommenen Orientierung der Moleküle jedenfalls noch kürzer ist als
die in Kap. V unter a) betrachteten Zeiten. Meine ersten Versuche (1. c. 1892,
8. 621) ließen allerdings die Vermutung zu, daß eine meßbare Ausbildungs-
zeit des Wasserfalleffekts vorhanden sei; eine zur weiteren experimentellen
Verfolgung der Frage unternommene Untersuchung hat bisher keine meß-
baren Zeiten ergeben.