Probleme komplexer Moleküle III.
(A. 29) 19
1. Die Na-Färbung, welche die trägerhaltigc Luft in einer
Bunsenflamme erzeugt, wird entfernt, wenn die Luft durch einen
Kondensator geleitet wird, dessen Feld nur wenig stärker ist,
als zur Entfernung sämtlicher positiven Träger nötig wäre.
2. Die negative, aber nicht die positive Belegung des Kon-
densators erweist sich nach einem solchen Versuche als Na-haltig.
3. Ein sehr kurzes (nur ca. 0,5 cm langes) Wattefilter, welches
die Flammenfärbung eben beseitigte, entfernte gleichzeitig auch
etwa s/g der elektrometrisch nachweisbaren positiven Träger
(1. c. Dissertat. S. 45).
Nichtentweichen der Ionen aus den Elektrolyten.—
Nachdem jetzt eine erste eingehende Aufklärung der Oberflächen-
konstitution der wässerigen Elektrolyten gewonnen ist, kann noch-
mals die Frage nach der Abdampfung elektrischer Ladung berührt
werden, von welcher wir im I. Teil ausgegangen waren; sie nimmt
bei den Elektrolyten die Gestalt an: Warum findet kein selbst-
tätiges Entweichen von Ionen statt ? Ohne Zweifel müßte sich
z. B. wässerige Salzsäure stets negativ aufladen, wenn Ionen
entweichen könnten; denn die beweglicheren, positiv geladenen
H-Ionen müßten im Uberschuß in die Luft hinausdiffundieren.
Daß dies nicht stattfindet, daß überhaupt die Ionen aus den
wässerigen Elektrolyten in keinem meßbaren Betrage entweichen,
ist — früher wenigstens -— stets als auffallender Widerspruch
zwischen der Theorie der Elektrolyse und der Erfahrung emp-
funden worden; man hat sich mit der Tatsache des Nichtentwei-
chens mehr durch allmähliche Gewöhnung als durch Verstehen
abgefunden.
Wir haben jetzt eine doppelte Erklärung für das Nichtentwei-
chen: 1. reicht nämlich die volle Ionenkonzentration überhaupt nicht
bis zur Oberfläche""), und 2. erfahren die Ionen der wässerigen
Elektrolyten diejenigen großen, nach dem Innern gerichteten
Molekularkräfte, welche ihnen als komplexen Molekülen ihrem Vo-
lumen nach zukommen (Gl. 12a). Hierbei ist hervorzuheben, daß
der erstere Grund für sich allein unzureichend wäre. Denn die Kon-
AsELMANNS Dissertation (Kiel 1906), wo sämtliche durchgeführte Versuche
beschrieben sind, was die hier vorgenommene Revision der Schlußfolgerungen
möglich machte.
3°) Daß die Ionenkonzentration an der Oberfläche verringert ist, dürfte
auch für die Erklärung mancher abnormer Oberflächenerscheinungen bei
Flüssigkeiten von Belang sein, so z. B. der ,.reaktionsfreien Räume".
2*
(A. 29) 19
1. Die Na-Färbung, welche die trägerhaltigc Luft in einer
Bunsenflamme erzeugt, wird entfernt, wenn die Luft durch einen
Kondensator geleitet wird, dessen Feld nur wenig stärker ist,
als zur Entfernung sämtlicher positiven Träger nötig wäre.
2. Die negative, aber nicht die positive Belegung des Kon-
densators erweist sich nach einem solchen Versuche als Na-haltig.
3. Ein sehr kurzes (nur ca. 0,5 cm langes) Wattefilter, welches
die Flammenfärbung eben beseitigte, entfernte gleichzeitig auch
etwa s/g der elektrometrisch nachweisbaren positiven Träger
(1. c. Dissertat. S. 45).
Nichtentweichen der Ionen aus den Elektrolyten.—
Nachdem jetzt eine erste eingehende Aufklärung der Oberflächen-
konstitution der wässerigen Elektrolyten gewonnen ist, kann noch-
mals die Frage nach der Abdampfung elektrischer Ladung berührt
werden, von welcher wir im I. Teil ausgegangen waren; sie nimmt
bei den Elektrolyten die Gestalt an: Warum findet kein selbst-
tätiges Entweichen von Ionen statt ? Ohne Zweifel müßte sich
z. B. wässerige Salzsäure stets negativ aufladen, wenn Ionen
entweichen könnten; denn die beweglicheren, positiv geladenen
H-Ionen müßten im Uberschuß in die Luft hinausdiffundieren.
Daß dies nicht stattfindet, daß überhaupt die Ionen aus den
wässerigen Elektrolyten in keinem meßbaren Betrage entweichen,
ist — früher wenigstens -— stets als auffallender Widerspruch
zwischen der Theorie der Elektrolyse und der Erfahrung emp-
funden worden; man hat sich mit der Tatsache des Nichtentwei-
chens mehr durch allmähliche Gewöhnung als durch Verstehen
abgefunden.
Wir haben jetzt eine doppelte Erklärung für das Nichtentwei-
chen: 1. reicht nämlich die volle Ionenkonzentration überhaupt nicht
bis zur Oberfläche""), und 2. erfahren die Ionen der wässerigen
Elektrolyten diejenigen großen, nach dem Innern gerichteten
Molekularkräfte, welche ihnen als komplexen Molekülen ihrem Vo-
lumen nach zukommen (Gl. 12a). Hierbei ist hervorzuheben, daß
der erstere Grund für sich allein unzureichend wäre. Denn die Kon-
AsELMANNS Dissertation (Kiel 1906), wo sämtliche durchgeführte Versuche
beschrieben sind, was die hier vorgenommene Revision der Schlußfolgerungen
möglich machte.
3°) Daß die Ionenkonzentration an der Oberfläche verringert ist, dürfte
auch für die Erklärung mancher abnormer Oberflächenerscheinungen bei
Flüssigkeiten von Belang sein, so z. B. der ,.reaktionsfreien Räume".
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