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Lenard, Philipp [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 29. Abhandlung): Probleme komplexer Moleküle, 3: Oberflächenbeschaffenheit der Flüssigkeiten; Sitz elektrostatischer Ladung; Dampfkondensation — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37452#0035
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Probleme komplexer Moleküle 111.

(A. 29) 35

11. ln allen Fällen sehen wir uns also veranlaßt, die gewöhn-
liche Vorstellung von dem Sitz der statischen Oberflächenladung
in ,,unmeßbar dünner Schicht" an der äußersten Oberfläche auf-
zugeben. Unser Resultat von der räumlichen Verteilung der Ober-
flächenladung steht auch in keinem Widerspruch mit irgend
welchen vorhandenen Kenntnissen. Mit der Elektrostatik, speziell
dem CouLOMBschen Gesetze deshalb nicht, weil es sich im Grunde
gar nicht um eine rein statische Erscheinung handelt, sondern
um ein Zusammenwirken der elektrischen Kräfte mit der Wärme-
bewegung, analog wie auch das Bestehen einer ausgedehnten
Luftatmosphäre der Erde dem Gravitationsgesetz nicht wider-
spricht. Mit den Erfahrungen an dünnen Flüssigkeitsschichten
(z. B. Seifenblasen), welche alle elektrische Kraft vollkommen
abschirmen und dennoch dünner sind als die unter 7 für wässerige
Flüssigkeiten berechneten Eindringungstiefen der Ladung, be-
steht deshalb kein Widerspruch, weil unsere Theorie, auf solche
beiderseitig begrenzte Häute angewandt, ebenfalls das Resultat
des Nichtdurchdringens der Ladung ergibt, indem die Ladungs-
träger hier von beiden Seiten durch die Molekularkräfte ins Innere
der Haut gezogen und so von beiden Oberflächen fern gehalten
werden, sodaß die Ladung in diesem Falle sich stets auf das In-
nerste der Schicht, nahe deren Mitte konzentrieren muß.
Kapitel IX. Über die Dampf kondensation an Elektrizitätsträgern
und Nebelkernen.
Alan weiß, daß bei der Kondensation von Dampf bereits
vorhandene feste oder flüssige Oberflächen als Ansatzstellen dienen.
Im freien Dampfraum sind es schwebende Partikel, Alolekül-
komplexe oft unbekannten Ursprungs, welche in dieser Weise als
,,Nebelkerne" funktionieren; jedes Tröpfchen des Dampfnebels
enthält dann einen solchen Kern als Ansatzpunkt jn sich. Waren
die Kerne elektrisch geladen — Elektrizitätsträger —- so werden
auch die Nebeltropfen die gleiche Ladung haben.
Diese Dampfkondensation an Kernen hat sowohl wegen
ihrer meteorologischen Bedeutung schon seit längerer Zeit all-
gemeine Beachtung gefunden, als auch deshalb, weil die experi-
mentelle Ermittelung der zur Bildung von Nebeltröpfchen nötigen
Übersättigung des Dampfes zu Schlüssen auf die Größe und Be-
schaffenheit der vorhandenen Nebelkerne benutzt werden kann.

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