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Lenard, Philipp [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 29. Abhandlung): Probleme komplexer Moleküle, 3: Oberflächenbeschaffenheit der Flüssigkeiten; Sitz elektrostatischer Ladung; Dampfkondensation — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37452#0040
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40 (A. 29)

P. Lenard:

nung von Tropfenradien bczw. Kernradien aus beobachteten
Übersättigungen.
3.
Sehr kleine Tropfen; beginnende Nebelbildung. —
Spezielle Betrachtung erfordert noch der Fall, daß der Radius R
der Nebeltropfen nicht viel größer ist als der Kernradius S, so
daß er unter der für das Vorhergehende geltenden Grenzgröße von
etwa R = S+4r liegt, wobei Gl. 21 für ß ungültig wird. Es ist dies
der allerdings besonders wichtige Fall der beginnenden Konden-
sation.
Man muß hier von vornherein und prinzipiell unterscheiden
zwischen Kondensation mit und ohne Vorhandensein von Nebel-
kernen.
A. Der Fall der Kernfreiheit ist allerdings von zweifel-
hafter Realisierbarkeit. Es ist noch niemals gelungen, einen gänz-
lich nebelkernfreien Gas- oder Dampfraum herzustellen, ja es ist
sogar hervorzuheben, daß im Fall des Vorhandenseins elektrischer
Ladung auch die Möglichkeit der Herstellung bereits nahezu aus-
geschlossen erscheint; denn man weiß durch eingehende Unter-
suchungen, daß die Träger elektrischer Ladungen mindestens in
allen gewöhnlichen Gasen und Dämpfen stets von erheblicher, den
Moleküldurchmesser weit überschreitender, in vielen Fällen sehr
gut bekannter Größe sind^). Der Fall kernfreier Kondensation
kommt also mindestens in den gewöhnlichen Gasen und Dämpfen
überhaupt nur noch unelektrisch etwa in Betracht. Er wäre dann
aber durch Lord KELVINS ursprüngliche Theorie, welche hier un-
mittelbar paßt, bis zu außerordentlich kleinen Tropfendurch-
messern herab als bereits erledigt zu betrachten^). Man würde
demnach das etwaige Vorkommen dieses Falles daran erkennen, daß
ss) Vgl. Ann. d. Physik 41, 8. 87, 1913. Für Dämpfe kommen besonders
die Untersuchungen von Herrn PRziBRAM in Betracht, auf welche wir weiter
unten noch eingehen. — Ein nicht unmöglich erscheinender Fall kondensations-
kernfreier elektrischer Ladung wäre der dauernd freier Elektronen (ohne alle
positiven Träger), wobei Gas- und Dampfmoleküle die Elektronen stets nur
reflektieren müßten (vgl. über Elektronenreflexion, Heidelb. Akad. 1914, A. 17,
S. 20).
66) Vgl. Teil I, Note 14. Als Gültigkeitsgrenze von Lord KELVINS
Theorie mit dem gewöhnlichen Werte der Oberflächenspannung % würden
Tropfenradien gleich einigen Moleküldurchmessern anzunehmen sein. (Siehe
über diese Grenze und deren Überschreitung Kap. IV, S. 8.)
 
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