Metadaten

Lenard, Philipp [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 29. Abhandlung): Probleme komplexer Moleküle, 3: Oberflächenbeschaffenheit der Flüssigkeiten; Sitz elektrostatischer Ladung; Dampfkondensation — Heidelberg, 1914

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37452#0027
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Probleme komplexer Moleküle III.

(A. 29) 27

einer in der letzteren Tiefe gelegenen Schicht mit negativer Ladung
vereinbar wäre. Der sehr große Einfluß des Gases, welchen Herr
A. BECKER — im Gegensatz zu unseren Versuchen bei Wasser (s.
Kap. VI) -— hier fand, wäre dahin zu deuten, daß lose Bindungen von
Atomen des Gases mit Atomen des Metalles (z. B. des Queck-
silbers) 32) stattfinden, und daß die so gebildeten komplexen
Moleküle Anteil haben an den elektrisch geladenen Schichten,
welche hier innerhalb des Metalls sich ausbilden und um deren
Zerreißung es sich beim Effekte handelt. Für einen solchen Anteil
des Gases an der Wirkung spricht die von Herrn A. BECKER an
mehreren Stellen angemerkte Beobachtung, daß einmal mit dem
Metall (Quecksilber) in Berührung gewesenes Gas nachhaltigen
Einfluß auf die Wirkung auszuüben imstande ist. Solche Mit-
wirkung des im Metalle selbst befindlichen Gases scheint auch bei
den anderen Symptomen des Oberflächenzustandes, nämlich der
lichtelektrischen Wirkung und der Oberflächenspannung vorhan-
den zu seimS).
Kapitel VIII. Über den Sitz freier elektrischer Ladung an Flüssig-
keitsoberflächeu.
Wir nehmen an, es bestehe ein elektrisches Feld über der
Flüssigkeitsoberfläche, so daß diese freie elektrische Ladung trägt,
und es werde nach dem genauen Sitz dieser Ladung, nämlich nach
Kenntnis von der Natur der großen Elektrizitätsträger noch nicht so weit
vorgeschritten, daß die vom Verfasser benutzte Annahme, die Träger seien
Anhäufungen von Gasmolekülen, ausgeschlossen gewesen wäre. Diese An-
nahme erschien damals sogar weniger befremdlich, als die Annahme einer
im Metall selbst liegenden elektrischen Doppelschicht, zu welcher wir uns
hier wenden. Die von Herrn A. BECKER konstatierte Größenzunahme der
Träger während ihres Alterns kann als Vereinigung großer Träger mit
kleinsten angesehen werden, ein Vorgang, welchen wir auch bei Wasser und
Salzlösungen (in Abschn. A und B) annahmen.
52) Auch das aus anderem Metall bestehende Hindernis, auf welches
Quecksilbertropfen fallen, trägt nach den Untersuchungen von Herrn A.
BECKER wesentlich zum Effekte bei, so daß die obige Annahme auch auf die
Oberflächen der festen Metalle (z. B. Eisen) zu beziehen ist (S.auchNote50a).
53) In Bezug auf die lichtelektrische Wirkung vgl. die neueren Unter-
suchungen der Herren FREDENHAGEN, KüsTNER, HALLWAcns. In Bezug auf
Oberflächenspannung vgl. J. STÖCKLE, Dissertat., Freiburg 1898; G. MAYER,
.Ann. d. Phys. u. Ch., 66, S, 523, 1898. Die Gase erhöhen die Oberflächen-
spannung des Quecksilbers, was mit Komplexbildung in Übereinstimmung
ist; der schließliche Rückgang, welcher 1. c. gefunden wird, kann vielleicht
Oxydbildung (O-Spuren im Gase) zugeschrieben werden.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften