Probleme komplexer Moleküle III.
(A. 29) 61
früher schon gezeigt wurdet), ebenfahs keinen Anhalt in der
bisherigen Erfahrung. Vielmehr ist anzunehmen, daß die gegen-
seitige Bindung mit dem Resultat des mehr oder weniger dauern-
den Zusammenbleibens der Moleküle ein Vorgang ist, welcher
stets während der Berührungszeit zusammenstoßender Moleküle
stattfindet, wenn die Berührung in geeigneterWeise stattgefunden
haD°"). Die dabei tätigen Molekularkräfte sind jedenfalls elektrischer
Natur, auch dann, wenn es sich um Zusammenlagerungen elek-
trisch neutraler Moleküle handelt, und hieraus scheint es verständ-
lich, daß die Kräfte, und also auch die Zahl der zusammengelagert
bleibenden Moleküle, wachsen werden, wenn eines der Moleküle
Träger freier Elektrizität ist.
Da wir die Zusammenlagerungen elektrischen Kräften zu-
schreiben, ist zu erwarten, daß die Dielektrizitätskonstante der
betreffenden Molekülsorte eine wesentliche Rolle spielen wird.
Moleküle mit größeren Dielektrizitätskonstanten (größeren elek-
trischen Momenten) müssen besser den elektrischen Kräften fol-
gen und auch selber größere elektrische Kräfte ausüben (welche
sich allerdings nicht weit über ihr Eigenvolumen hinaus erstrecken),
müssen also besser der Anlagerung zugänglich sein, als Moleküle
mit kleiner Dielektrizitätskonstante, und dies entspricht in der
Tat in den Fällen von He, CR, HgO, mit steigender Dielektrizitäts-
konstante und sehr ausgesprochen steigendem Anlagerungsvcrmö-
gen, der Wirklichkeit^"?).
Siehe Ann. d. Phys. 40, 8. 407, 408 und Note 1, S. 400, 1913.
i°6) Eg zeigt sich also auch, hier wieder, daß die Molekularkräfte nur
dann auf größere Distanzen wirken, wenn der Zwischenraum mit (geeigneten)
Molekülen erfüllt ist, nicht durch den leeren Raum (vgl. Teil II, S. 7 und Note 1).
107) yyir treffen hier mit Herrn NERNSTS Erklärung der lonenbildung
in Elektrolyten zusammen (W. NERNST, Gött. Nachr., 1893), insofern hier
wie dort die Dielektrizitätskonstante als angenähert, bezw. in gewissem
Betrage maßgebend angesehen wird. Ein Unterschied besteht darin, daß in
unserer Vorstellung die dielektrische Eigenschaft des Mediums erst infolge
der Trägerbildung zur Wirkung kommt, während sie in Herrn NERNSTS
Erklärung als Ursache der Trägerbildung (Ionenspaltung) erscheint. Der
Unterschied ist aber vielleicht nicht wesentlich, indem bei den Elektrolyten
Beides zusammenfallen kann. Man kann nämlich annehmen, daß die Lösungs-
mittelmoleküle mit großer Dielektrizitätskonstante bereits beim Lösungs-
prozeß sich um die noch ungetrennten Ionen des ursprünglichen Elektro-
lytenmoleküls so gruppieren und anlagern, daß dadurch die Trennung der
Ionen zugleich, mit der Auflösung bewirkt wird. Es ist dann die Angruppie-
rüng zwar eine Wirkung der Ionenladungen, zugleich aber auch Ursache der
(A. 29) 61
früher schon gezeigt wurdet), ebenfahs keinen Anhalt in der
bisherigen Erfahrung. Vielmehr ist anzunehmen, daß die gegen-
seitige Bindung mit dem Resultat des mehr oder weniger dauern-
den Zusammenbleibens der Moleküle ein Vorgang ist, welcher
stets während der Berührungszeit zusammenstoßender Moleküle
stattfindet, wenn die Berührung in geeigneterWeise stattgefunden
haD°"). Die dabei tätigen Molekularkräfte sind jedenfalls elektrischer
Natur, auch dann, wenn es sich um Zusammenlagerungen elek-
trisch neutraler Moleküle handelt, und hieraus scheint es verständ-
lich, daß die Kräfte, und also auch die Zahl der zusammengelagert
bleibenden Moleküle, wachsen werden, wenn eines der Moleküle
Träger freier Elektrizität ist.
Da wir die Zusammenlagerungen elektrischen Kräften zu-
schreiben, ist zu erwarten, daß die Dielektrizitätskonstante der
betreffenden Molekülsorte eine wesentliche Rolle spielen wird.
Moleküle mit größeren Dielektrizitätskonstanten (größeren elek-
trischen Momenten) müssen besser den elektrischen Kräften fol-
gen und auch selber größere elektrische Kräfte ausüben (welche
sich allerdings nicht weit über ihr Eigenvolumen hinaus erstrecken),
müssen also besser der Anlagerung zugänglich sein, als Moleküle
mit kleiner Dielektrizitätskonstante, und dies entspricht in der
Tat in den Fällen von He, CR, HgO, mit steigender Dielektrizitäts-
konstante und sehr ausgesprochen steigendem Anlagerungsvcrmö-
gen, der Wirklichkeit^"?).
Siehe Ann. d. Phys. 40, 8. 407, 408 und Note 1, S. 400, 1913.
i°6) Eg zeigt sich also auch, hier wieder, daß die Molekularkräfte nur
dann auf größere Distanzen wirken, wenn der Zwischenraum mit (geeigneten)
Molekülen erfüllt ist, nicht durch den leeren Raum (vgl. Teil II, S. 7 und Note 1).
107) yyir treffen hier mit Herrn NERNSTS Erklärung der lonenbildung
in Elektrolyten zusammen (W. NERNST, Gött. Nachr., 1893), insofern hier
wie dort die Dielektrizitätskonstante als angenähert, bezw. in gewissem
Betrage maßgebend angesehen wird. Ein Unterschied besteht darin, daß in
unserer Vorstellung die dielektrische Eigenschaft des Mediums erst infolge
der Trägerbildung zur Wirkung kommt, während sie in Herrn NERNSTS
Erklärung als Ursache der Trägerbildung (Ionenspaltung) erscheint. Der
Unterschied ist aber vielleicht nicht wesentlich, indem bei den Elektrolyten
Beides zusammenfallen kann. Man kann nämlich annehmen, daß die Lösungs-
mittelmoleküle mit großer Dielektrizitätskonstante bereits beim Lösungs-
prozeß sich um die noch ungetrennten Ionen des ursprünglichen Elektro-
lytenmoleküls so gruppieren und anlagern, daß dadurch die Trennung der
Ionen zugleich, mit der Auflösung bewirkt wird. Es ist dann die Angruppie-
rüng zwar eine Wirkung der Ionenladungen, zugleich aber auch Ursache der