Probleme komplexer Moleküle III.
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teihgt sein können**^). Daher war der Schluß verfehlt, die Dampf-
strahlwirkung aller solcher sehr verschiedenartiger Prozesse als
,,Ionen"-Wirkung anzusehen, wobei freilich auch die seinerzeit all-
gemein verbreitete, ebenfalls irrige Vorstellung ausschlaggebend war,
daß , Jonen" in Gasen gespaltene Moleküle seien (ähnlich den elektro-
lytischen Ionen), was elektrische und chemische Prozesse in Gasen
von vornherein als gleichwertig erwarten ließ**J. Gespaltene Mole-
küle werden allerdings hei chemischen Prozessen vorhanden sein;
man kann es aber nicht als nachgewiesen betrachten, daß sie Dampf-
strahlwirkung hervorbringen, ebensowenig wie dies von den Elek-
trizitätsträgern an sich gilt. Beachtenswert erscheint in dieser
Beziehung die Vereinigung von Chlorgas und Wasserstoffgas zu
Salzsäuregas, eine Gasreaktion, welche feste oder flüssige Partikel
weniger erwarten läßt, als andere versuchte wirksame Reaktionen,
und welche in der Tat im Dampfstrahl als ganz unwirksam sich
zeigte; der Fall wurde sogar schon frühe beobachtet**?), nur wurde
ibm merkwürdigerweise die Bedeutung nicht zugesprochen, die ihm
- wie man nun, nach inzwischen sehr erweiterter Kenntnis, um so
deutlicher sieht, — doch wohl zukommt als Beweis für die Un-
wirksamkeit der chemischen Reaktion an sich.
Man sieht, daß eine Reihe von irrtümlichen Annahmen, zu-
sammen mit der im Vorliegenden ebenfalls als nicht zutreffend
**b Über Kerne — feste Partikel — in Flammen siehe die eingehende
Untersuchung der Vorgänge in Flammen, Heidelb. Akad. 1914 A 17, S. 29;
über die außerordentlich kleinen Spuren von Stoffen, welche feste Produkte
in Gasen liefern, und über die Methoden, dieselben fernzuhalten, siehe. 1. c.
(Note 1Q9 hierselbst).
"6) Siehe die Benützung dieser Vorstellung (welche allzuleicht mit dem
Namen ,,Ionen" sich verknüpft) zu Schlüssen über die Dampfkondensation
z. B. bei R. v. IlELMHOLTz u. RicuARz, 1. c., S. 172, 183—185, 189 u. f. Ebenso
bei C.T.R. WiLsoN, Phil. Trans. 193, S. 301, 1899. Daß die auch heute noch
verbreitete Annahme, chemische Prozesse seien stets mit dem Auftreten freier
elektrischer Ladungen (Elektronen oder geladener Atomgruppen) verbunden,
allgemein nicht zutreffe, wurde bereits an dem Falle der Ozonbildung und der
Chlorreaktionen unter dem Einfluß von Licht gezeigt; s. !.c. (Note 109 hier-
selbst). Es ist dazu zu bemerken, daß freie Ladungen, wenn sie wäh-
rend der Belichtung aufgetreten wären, (nach den bekannten Rekombi-
nalions- und Diffusionsgeschwindigkeiten der Träger) auch nach der Be-
lichtung in den Versuchen hätten gefunden werden müssen.
**?) R. v. HELMHOLTz und F. RicuARz, 1. c., S. 166. Es ist mir immer
auffallend erschienen, daß dieser so deutliche Fall von den Autoren als ^Miß-
erfolg" bezeichnet worden ist.
Sitzungsberichte d.Heidelh.Akad., matb.-nat. Kl.A. 1914. 29. Abh.
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teihgt sein können**^). Daher war der Schluß verfehlt, die Dampf-
strahlwirkung aller solcher sehr verschiedenartiger Prozesse als
,,Ionen"-Wirkung anzusehen, wobei freilich auch die seinerzeit all-
gemein verbreitete, ebenfalls irrige Vorstellung ausschlaggebend war,
daß , Jonen" in Gasen gespaltene Moleküle seien (ähnlich den elektro-
lytischen Ionen), was elektrische und chemische Prozesse in Gasen
von vornherein als gleichwertig erwarten ließ**J. Gespaltene Mole-
küle werden allerdings hei chemischen Prozessen vorhanden sein;
man kann es aber nicht als nachgewiesen betrachten, daß sie Dampf-
strahlwirkung hervorbringen, ebensowenig wie dies von den Elek-
trizitätsträgern an sich gilt. Beachtenswert erscheint in dieser
Beziehung die Vereinigung von Chlorgas und Wasserstoffgas zu
Salzsäuregas, eine Gasreaktion, welche feste oder flüssige Partikel
weniger erwarten läßt, als andere versuchte wirksame Reaktionen,
und welche in der Tat im Dampfstrahl als ganz unwirksam sich
zeigte; der Fall wurde sogar schon frühe beobachtet**?), nur wurde
ibm merkwürdigerweise die Bedeutung nicht zugesprochen, die ihm
- wie man nun, nach inzwischen sehr erweiterter Kenntnis, um so
deutlicher sieht, — doch wohl zukommt als Beweis für die Un-
wirksamkeit der chemischen Reaktion an sich.
Man sieht, daß eine Reihe von irrtümlichen Annahmen, zu-
sammen mit der im Vorliegenden ebenfalls als nicht zutreffend
**b Über Kerne — feste Partikel — in Flammen siehe die eingehende
Untersuchung der Vorgänge in Flammen, Heidelb. Akad. 1914 A 17, S. 29;
über die außerordentlich kleinen Spuren von Stoffen, welche feste Produkte
in Gasen liefern, und über die Methoden, dieselben fernzuhalten, siehe. 1. c.
(Note 1Q9 hierselbst).
"6) Siehe die Benützung dieser Vorstellung (welche allzuleicht mit dem
Namen ,,Ionen" sich verknüpft) zu Schlüssen über die Dampfkondensation
z. B. bei R. v. IlELMHOLTz u. RicuARz, 1. c., S. 172, 183—185, 189 u. f. Ebenso
bei C.T.R. WiLsoN, Phil. Trans. 193, S. 301, 1899. Daß die auch heute noch
verbreitete Annahme, chemische Prozesse seien stets mit dem Auftreten freier
elektrischer Ladungen (Elektronen oder geladener Atomgruppen) verbunden,
allgemein nicht zutreffe, wurde bereits an dem Falle der Ozonbildung und der
Chlorreaktionen unter dem Einfluß von Licht gezeigt; s. !.c. (Note 109 hier-
selbst). Es ist dazu zu bemerken, daß freie Ladungen, wenn sie wäh-
rend der Belichtung aufgetreten wären, (nach den bekannten Rekombi-
nalions- und Diffusionsgeschwindigkeiten der Träger) auch nach der Be-
lichtung in den Versuchen hätten gefunden werden müssen.
**?) R. v. HELMHOLTz und F. RicuARz, 1. c., S. 166. Es ist mir immer
auffallend erschienen, daß dieser so deutliche Fall von den Autoren als ^Miß-
erfolg" bezeichnet worden ist.
Sitzungsberichte d.Heidelh.Akad., matb.-nat. Kl.A. 1914. 29. Abh.
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