Metadaten

Trautz, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 5. Abhandlung): Die langsame Verbrennung des Jodwasserstoffgases, 2: Und die Reaktionsgeschwindigkeit unvollkommener Gase — Heidelberg, 1914

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37413#0007
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die langsame Verbrennung des Jodwasserstoffgases II. (A. 5) 7

Diese Vergleiche besagen mehr, als die der Mittelwerte der Kon-
stanten, weil die letzteren sehr vermischte Werte sein müssen;
denn sie sind aus den—entsprechend den einigermaßen zufällig
gewählten Verschiedenheiten der Konzentrationen — verschiedenen
Versuchsreihen zusammengezogen und würden bei anders gewählten
Versuchsbedingungen jeweils recht wohl um+ eine halbe Zehner-
potenz verschieden sein können.
Aus diesen Vergleichen folgt, daß zwischen 190° und 230°
notwendig ein chemischer Vorgang die Geschwindigkeit be-
stimmt, sei es die nicht mehr merklich durch Verarmung getrübte
Adsorptionsreaktion allein, seien es sie und die Gasreaktion. Daß
keine Verarmung bei dieser hohen Temperatur mehr eintreten soll,
wo sie doch bei tiefer die Adsorptionsreaktion verdrängte, erscheint
paradox. Aber es wird begreiflich, wenn man erwägt, daß unterhalb
dieser Temperaturen Jod und Wasser eine schwer durchclringbare
Haut auf der Gefäßwand bilden müssen oder eine HJ und Og dort
verdrängende Wirkung haben können durch ,,Adsorptionsernie-
drigung".
Zwischen 110° und 140° ist der Temperaturkoeffizient zwar
nicht 2, aber doch etwa 1,4, so daß auch hier bloße Diffusion nicht
annehmbar ist. Da nun zwischen 110° und 190° für manche Versuche
der Temperatureinfluß ungefähr ebensogroß ist, so kommt das eigen-
tümliche Ergebnis heraus, daß hier der Temperaturkoeffizient ein
Minimum hat und etwa 1 ist.
Die Erklärung ist einfach, weil bei 110° wegen der Langsam-
keit der Reaktion und dem Temperaturkoeffizienten 1,4 mindestens
z. T. chemische Reaktion, bis etwa 190° aber wegen der Verarmung
Diffusionsreaktion maßgebend ist. Die bei 110° vielleicht annähernd
oder auch ganz flüssige Wandschicht, der Ort der Reaktion, muß
mit steigender Temperatur immer ausschließlicher aus dem schwerst
flüchtigen und, wie der Versuch zeigte, reaktionsverzögernden Jod
bestehen. Wenn sich, wie es doch wahrscheinlich ist, HJg auf der
Wand bildet, so entsteht die neue Frage nach Beständigkeit und
Oxydierbarkeit dieses Stoffes, die bereits in Bearbeitung genommen
ist. Das beschleunigende Wasser aber und vor allem der reagierende
Jodwasserstoff nehmen in der Wandschicht mit der Temperatur
schnell ab. Daher trotz der spezifischen Beschleunigung der Re-
aktion durch Temperatursteigerung, infolge der Verkleinerung des
Reaktionsraums — oder, was aufs selbe herauskommt, Verringerung
beschleunigender Konzentrationen — nur eine ganz kleine Stei-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften