Metadaten

Trautz, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1915, 2. Abhandlung): Die Theorie der chemischen Reaktionsgeschwindigkeit und ein neues Grenzgesetz für ideale Gase: die Additivität der inneren Atomenergie — Heidelberg, 1915

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34634#0028
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
28 (A. 2)

M. Trautz:

Reihe ABC und nicht ACB führt. Nimmt man freilich an, daß in der un-
endlich kurzen Stoßzeit Umgruppierung möglich ist durch chemische ordnende
Kräfte etwa, dann ist diese Unfruchtbarkeit der Stöße ACB beseitigt, aber
man hat dann eine Annahme mehr.
Bei Reaktionen höherer Ordnung müßten solche Unterschiede erst
recht vorhanden sein. Ihre erdrückende Mannigfaltigkeit steigert die Ver-
wicklung ins grenzenlose.
Gastheoretische Betrachtung Scheint also wegen der großen
Zahl spezieller und unentbehrlicher Annahmen aussichtslos.

ß) Widerspruch der Ausgangsformel und der Erfahrung
gegen die gastheoretischen Schlüsse.
Die Ausgangsformel gibt keinen Größenordnungsunter-
schied zwischen Reaktionen II. und höherer Ordnung.
Die Erfahrung hat bei der einzigen Reaktion III. Ordnung
gezeigt, daß sie der Ausgangsformel gehorcht und somit auch dem
gastheoretischen Schluß widerspricht, daß die Reaktionen höherer
Ordnung wegen der Seltenheit der höheren Stöße unendlich, d. h.
praktisch unmeßbar selten, also unmeßbar langsam sind.
Also muß eine gastheoretische Voraussetzung falsch sein.
Prüfen wir sie durch.
Zweierstöße wären bei unendlich kleinen Molekülen unendlich
selten.
Dreierstöße I. und 2. Art wären nicht mehr unendlich selten,
wenn man etwas ähnliches annimmt, wie die räumliche Ausdehnung
der Moleküle, die zu endlicher Zahl der Zweierstöße führt, nämlich
endliche zeitliche Dauer des Stoßes.
Die Stoßdauer ist von der Gastheorie berechnet und außer-
ordentlich kurz befunden worden, wenn man nicht Annahmen
machen will, die mit Tatsachen oder grundlegenden Vorstellungen,
die die Gastheorie nicht entbehren kann, in Widerspruch kommen.
Deshalb ändert diese endliche, aber sehr kurze physikalische Stoß-
dauer praktisch an der großen Seltenheit der Dreier- und höheren
Stöße nichts.

y) Lösung des Widerspruchs.
Entweder man sieht in der Gültigkeit der Ausgangsformel ein
besonderes Gesetz, das die Stoßdauer beherrscht bei chemischen
Vorgängen beim Stoß. Dann ist man zu endlosen Annahmen
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften