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Trautz, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1917, 3. Abhandlung): Die Theorie der Gasreaktionen und der Molarwärmen und die Abweichungen von der Additivität der inneren Atom-Energie — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.36388#0039
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Die Theorie der Gasreaktionen und der Molarwärmen. (A. 3) 39

und bei ganz großen — vollends bei makroskopischen — Mole-
külen zu einer so großen Seltenheit erfolgreichen Zusammentreffens
führen, daß schließlich die Entstehung eines wahren Zwischen-
stoffs (simultane Reaktion) notwendig werden wird, innerhalb
dessen das angelagerte Molekül schließlich intramolekular zur
Umsetzung gelangt.
Wie allgemein unsere Überlegungen sind, mag man auch daran er-
kennen, daß kein Grund anzugeben ist, der die Auffassung verbietet, daß
jedes einzelne lebende Organismus ein einziges Molekül sei. Es ist vielmehr
schwer, angesichts der ,,periodischen" Stufung der Aminosäuren, die Hr.
CuRTius 1884 anläßlich der Einwirkung von Glykokollsilber auf Benzoyl-
chlorid annahm, wobei immer das Glied NHGH^CO die Stufe bildet, und an-
gesichts der entsprechenden Erfahrungen und Entdeckungen von Hm. E.
FtscHER an den Polypeptiden, über die Analogie wegzusehen, die zwischen
diesen Periodizitäten und der Reproduktionsfähigkeit (Vermehrung) der
Organismen besteht. Die Auffassung des Organismus als des größten uns
bekannten Molekülgebäudes, an dessen Bestand fortwährend äußere und
intramolekulare Veränderungen sich abspielen, scheint auch die einzige zu
sein, die dem wesentlichsten des Organismus, dem Morphologischen, Rech-
nung trägt, zu dem letzten Grunds die Strukturchemie emporführen sollte,
und dem Biologischen, worein die chemische Kinetik und Dynamik und die
Physik Licht zu werfen berufen sind.
Die Seltenheit der Urzeugung wird verständlich, sobald man die Selten-
heit der Selbstentstehung optisch aktiver Moleküle ins Auge faßt, die doch
die Vorbedingung ist für die der lebenden Substanz.
Der so in ihrer allgemeinen Wichtigkeit beleuchteten Diffe-
renzierung der Molekül-,,Oberfläche" muß man selbst dann durch
geometrische Behandlung beikommen, wenn man Molekülen
und Atomen, wie das doch mit Recht allgemein geschieht, einen
sehr sperrigen und größtenteils aus leeren Räumen bestehenden Bau
zuschreibt. Die Grundlagen dazu gibt die Strukturchemie, die die
gegenseitige Lage der Atome im Raum bestimmt . Dazu bedarf man
jetzt Vorstellungen über ,,Größe", ,,Gestalt" und ,,Entfernung" der
Atome, trotzdem man die letzteren als Planetensysteme auffaßt.
Überlegungen, nicht unähnlich denen von ENSRUD (1. c.), könnten
zum Ziel führen, scheitern aber an der rechnerischen Verwick-
lung. Man muß hier zur graphisch räumlichen Lösung
der chemischen Fragen schreiten, an mechanischen Mo-
dellen (worin eben Größe, Gestalt, Entfernung unumgänglich
ist) raumgeometrisch, nötigenfalls durch Probieren, solange
wir die mathematischen Methoden noch nicht besitzen,
um die rein räumlich erfolgreichen Stöße in ihrem Verhält-
 
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