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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1919, 1. Abhandlung): Die Bedeutung des Pliozäns für die Morphologie Südwestdeutschlands — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36491#0025
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Die Bedeutung des Pliozäns für die Morphologie Südwestdeutschi. (A. 1) 17

Landschneckenmergel und Schichten mit Mel. Escheri auf der
burdigal-helvetischen Abtragungsfläche." Die durch die Ab-
tragung entstandene flachwellige Ebene erhob sich nur noch
wenig über das Basisniveau der Erosion. Die Flüsse der pliozänen
Landschaft schlichen langsam dahin, wie es heute die Bäche auf
dem Katzenbuckelplateau tun. Sie flössen in sumpfigen Mäandern,
Seen und Tümpel bildend, über die Gleichgewichtsfläche hinweg.
Die Sumpfbildung erzeugte Moore, die Moorbildung Bleichung des
Untergrundes. Aber diese Zeit des Gleichgewichtes dauerte geo-
logisch gesprochen nicht sehr lange. Energische Bodenbewegungen
hoben die jetzigen Gebirge empor und versenkten gleichzeitig das
Gebiet der Ebene, erzeugten somit starkes Gefälle; und nun fin-
gen die vorher stagnierenden Bäche und Flüsse von neuem energisch
zu erodieren an. Dvvis würde sagen, ein neuer Zyklus setzte ein.
Uber die Aufschüttungsebene wurden neue Ablagerungen ge-
schüttet: wo das Gefäll ausreichte, wurde die Rumpfebene des
Gebirges tief zerschnitten und in einzelne Kämme, Rücken und
Hochflächen zerlegt. War in der Seitenwand einer solchen Hoch-
fläche eine widerstandsfähige Schicht vorhanden, so bildete sie
eine Kante. Wo das Gefäll geringer war, die Erosion also langsam
und ruhiger arbeitete, da entstand aus der Rumpfebene die typische
Stufenlandschaft.
Der Bewegungsprozeß, das Heben der Gebirge, das Sinken
der Ebene, vollzog sich auf beiden Seiten der Rheinebene nicht
ganz gleichmäßig, ln der Pfalz kam die Senkung früher zur Ruhe.
Darum begleiten dort den älteren Gebirgsrand langgestreckte
Tertiärterrassen; darum liegt dort auch das weiße Pliozän an
zahlreichen Stellen frei an der Oberfläche. Rechtsrheinisch dauert
die Senkung der Ebene bzw. die Hebung der Gebirge noch heute
an. Darum finden wir in der Rheinebene am Odenwaldrande, so-
wohl die Braunkohlen, wie das weiße Pliozän oberflächlich fast
nirgendwo entwickelt. Sie sind in der Tiefe versunken und hoch
von jüngeren Ablagerungen überschüttet. Die Heidelberger Boh-
rung hat die Braunkohlen in der Tiefe erreicht. Nähere Angaben
darüber werde ich bei Veröffentlichung der wissenschaftlichen und
praktischen Ergebnisse der Heidelberger Tiefbohrung mitteilen.
Die Stromschnellen im Neckar bei Heidelberg, auf die schon
auf S. 1 verwiesen wurde, die Stromschnellen des Saalbaches bei
Bruchsal und ähnliche innerhalb der leicht zerstörbaren diluvialen
Ablagerungen zu beobachtende Gefällsknicke, das FREUDENBERG-


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