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König, H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1920, 13. Abhandlung): Zur Kenntnis des untern Trochitenkalkes im nördlichen Kraichgau — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.36521#0043
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Zur Kenntnis des untern Trochitenkalkes im nördi. Kraichgau. (A. 13) 43

völlig unversehrte Schalen in erheblicher Zahl zwischen den Trüm-
mern stecken. Die Anhäufungen sind von geringer Mächtigkeit;
sie beträgt, zum Teil auch infolge des Gesteinsdruckes, oft nur den
Bruchteil eines Millimeter. Nur da wo die Zusammenschwemmung
in Form von Schnüren erfolgte, sind die Trümmer höher gehäuft.
Mitunter ist das Material nach dem Grad der Verkleinerung sortiert;
man sieht Felder, die nur aus Scherben, und solche, die nur aus
gleichmäßig feinem Mulm bestehen. Wäre bei letzterem die weitere
Auflösung nicht durch vorzeitige Bedeckung mit Sediment ver-
hindert worden, so wäre es zur Bildung von dünnen Kalkbänkchen
gekommen, wie sie in den unteren Haupttrochitenbänken ver-
kommen. Man kann von ,,erstickter Kalksteinbildung" sprechen.
Auch die hier besprochenen Trümmeranhäufungen sprechen
für ein seichtes Gewässer. Die Wirkung der Wellen, durch die sie
verursacht sind, reicht nur in geringe Tiefe hinab; auch Sturm-
wellen wirken nach PmLippi nicht über 200 m in die Tiefe.
Die isoliert in den Mergeln liegenden Kalk platten und
-Wülste sind zum Teil lumachellenartig mit den Schalen von
Muscheln und Brachiopoden erfüllt. Die Schichtflächen sind meist
mit einem dünnen Tonhäutchen überzogen. Auch auf den Schicht-
flächen liegen Terebrateln und Zweischaler; daneben Trochiten,
Cidaritenstacheln, Schalentrümmer. Die Wülste sind bald beider-
seits mäßig gewölbt, bald weisen sie einen plankonvexen — oben
flachen, unten gewölbten — Querschnitt auf. D. HÄBERLE^ er-
wähnt das Vorkommen von Fossilanhäufungen mit linsen- und
halblinsenförmigem Querschnitt in festem Gestein des Semi-
partituskalkes von Weiler bei Sinsheim und erklärt sich solche
Ansammlungen von Organismen in fossilärmerer Umgebung durch
Zusammenschwemmung in kessel- und linsenförmigen Vertiefungen
im Meeresboden, die durch die Wasserbewegung ausgestrudelt
wurden. Das gibt uns auch eine Vorstellung von der Entstehung
fester Kalke in Platten- und Wulstform inmitten einer tonigen
Fazies: Schalenzerreibsel, gemengt mit gröberen Trümmern und
ganzen Schalen, wird in Aushöhlungen des Meeresbodens zusammen-
getragen. Dort vollzieht sich, unter gleichzeitiger Ausfällung von
Kalk aus dem umgebenden Wasser^, die Auflösung des Zerreibsels
1 DANIEL HÄBERLE, Paläontologische Untersuchung triadischer
Gastropoden aus dem Gebiet von Predazzo. Verh. der Naturhist.-med.
Ver. zu Heidelberg. N. F. II. 3. Heft. S. 562.
2 Eine beachtenswerte Beobachtung über die kalkanziehende Wirk-
 
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