Moritz Cantort
(A. 14) 11
eigen. Um nur einige Beispiele herausztigreifen, nennen wir die
walrrhaft klassischen Kapitel über die Erfindung der Logarithmen,
die Doliometrie Keplers, die indivisihilia des Cavalieri, den Priori-
tätsstreit zwischen Newton und Leibniz." Und weiter: ,,In der
Tat, eine Anhäufung noch so viel sorgfältig gesammelten kritisch
gesichteten Materials, geistreich und lichtvoll geschriebener Ab-
handlungen ist noch keine Geschichte der Mathematik, dazu bedarf
es nicht zum mindesten der souveränen Beherrschung des Quellen-
materials, die erst aus dem Essaysten den Universalhistoriker
macht. Dazu gehört ein einheitlicher Plan, in dem jede Einzel-
heit ihre richtige Stelle findet."
Es ist bekannt, daß ÜANTORs großes Werk auch rücksichts-
losester Kritik von seiten eines nordischen Gelehrten ausgesetzt
war. Doch hören wir darüber die Stimme, die aus Belgien um die
Zeit von CANTORs Heimgang zu uns dringt: ,,Pourquoi Ferudit
critique tarde-t-il tant ä faire paraltre son volume.' Gest, il est
vrai, infiniment plus difficile que de se borner ä annoter les ,,Vor-
lesungen" de Cantor", ruft entrüstet ein namhafter belgischer
Historiker während des großen Krieges ausL
CANTORs Lebenswerk ist auf dem ganzen Erdball gekannt und
hochgeschätzt. Er war ein Mittelpunkt internationaler Yölker-
sympathieen, die hei seinem Heimgang auch jetzt wieder ver-
söhnend hervortraten; sein wissenschaftliches Erbe ist ein wert-
voller Kulturbesitz unserer Buperto-Karola, deren Zierde er durch
so viele Jahre war. Generationen von Schülern haben zu seinen
Füßen gesessen und seine Lehrerfolge waren ausgezeichnete auch
in seinen rein mathematischen Kollegien, die analytische Geo-
metrie, Zahientheorie, Determinanten und algebraische Analysis,
bestimmte Integrale u. a. zum Gegenstand hatten. Auch der Unter-
richt auf dem Gebiete der politischen Arithmetik und die Vor-
bereitung der Kandidaten der kameralistischen Fächer inkl. Ver-
sicherungswesen waren ihm durch lange Jahre anvertraut. Aus
diesen Vorlesungen erwuchs das in zwei Auflagen 1898 und 1903
erschienene weitverbreitete Werkchen über politische Arithmetik.
Doch kehren wir noch einmal zu der von ihm geschaffenen Hoch-
schuldisziplin zurück, verfolgen wir seine Arbeiten, die neben seinem
Hauptwerk herliefen. Galt es doch die Quader erst zu behauen
i H. BosMANs in der Kritik: ,,Commcnt s'y prendre pour eviter d'accre-
diter i'erreur dans i'histoire des mathematiques, parM. G. EvESTRÖM, Revue
des Questions scientifiques, octobre 1914.
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eigen. Um nur einige Beispiele herausztigreifen, nennen wir die
walrrhaft klassischen Kapitel über die Erfindung der Logarithmen,
die Doliometrie Keplers, die indivisihilia des Cavalieri, den Priori-
tätsstreit zwischen Newton und Leibniz." Und weiter: ,,In der
Tat, eine Anhäufung noch so viel sorgfältig gesammelten kritisch
gesichteten Materials, geistreich und lichtvoll geschriebener Ab-
handlungen ist noch keine Geschichte der Mathematik, dazu bedarf
es nicht zum mindesten der souveränen Beherrschung des Quellen-
materials, die erst aus dem Essaysten den Universalhistoriker
macht. Dazu gehört ein einheitlicher Plan, in dem jede Einzel-
heit ihre richtige Stelle findet."
Es ist bekannt, daß ÜANTORs großes Werk auch rücksichts-
losester Kritik von seiten eines nordischen Gelehrten ausgesetzt
war. Doch hören wir darüber die Stimme, die aus Belgien um die
Zeit von CANTORs Heimgang zu uns dringt: ,,Pourquoi Ferudit
critique tarde-t-il tant ä faire paraltre son volume.' Gest, il est
vrai, infiniment plus difficile que de se borner ä annoter les ,,Vor-
lesungen" de Cantor", ruft entrüstet ein namhafter belgischer
Historiker während des großen Krieges ausL
CANTORs Lebenswerk ist auf dem ganzen Erdball gekannt und
hochgeschätzt. Er war ein Mittelpunkt internationaler Yölker-
sympathieen, die hei seinem Heimgang auch jetzt wieder ver-
söhnend hervortraten; sein wissenschaftliches Erbe ist ein wert-
voller Kulturbesitz unserer Buperto-Karola, deren Zierde er durch
so viele Jahre war. Generationen von Schülern haben zu seinen
Füßen gesessen und seine Lehrerfolge waren ausgezeichnete auch
in seinen rein mathematischen Kollegien, die analytische Geo-
metrie, Zahientheorie, Determinanten und algebraische Analysis,
bestimmte Integrale u. a. zum Gegenstand hatten. Auch der Unter-
richt auf dem Gebiete der politischen Arithmetik und die Vor-
bereitung der Kandidaten der kameralistischen Fächer inkl. Ver-
sicherungswesen waren ihm durch lange Jahre anvertraut. Aus
diesen Vorlesungen erwuchs das in zwei Auflagen 1898 und 1903
erschienene weitverbreitete Werkchen über politische Arithmetik.
Doch kehren wir noch einmal zu der von ihm geschaffenen Hoch-
schuldisziplin zurück, verfolgen wir seine Arbeiten, die neben seinem
Hauptwerk herliefen. Galt es doch die Quader erst zu behauen
i H. BosMANs in der Kritik: ,,Commcnt s'y prendre pour eviter d'accre-
diter i'erreur dans i'histoire des mathematiques, parM. G. EvESTRÖM, Revue
des Questions scientifiques, octobre 1914.