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W. ÜEECKE:
Spiegel, daß wahrscheinlich im Sund ein dem im Bosporus ausgehenden
Strome entsprechender Ablauf geschah.
Wir müssen Ähnliches für die verschiedenen bedeutenden Seen des
süddeutschen Obermiocäns annehmen, welche schwerlich alle gleichhoch
standen, weil sie sehr verschiedene Zuflüsse empfingen. Deshalb wird ein
Ausstrom am Südende der böhmischen Masse gelegen haben, ein anderer
am Eisernen Tore, aus denen sich schließlich der Donaufluß entwickelte.
Diese Ausführungen insgesamt geben nun ihrerseits eine Art Beweis
für die konstante Lage der Pole seit der Trias, wenn nicht noch länger.
Es herrschten vermutlich seit geologischen Perioden ähnliche Ver-
hältnisse auf der Erde wie heute, nur unterbrochen durch die diluviale
Eiszeit. Dann haben wir auch den gegenwärtigen ähnliche Strömungen
und Winde anzunehmen, und auf dieser Basis fußen die obigen Aus-
führungen. An eine Änderung in der Lage des Pols, an bedeutende
Schwankungen z. B. an die Pendulation glaube ich nicht, übersehe dabei
aber die Schwierigkeiten nicht, welche die Verteilung mancher Tierformen
z. B. der Aucellen, der Daonellen, der paläozoischen Korallen uns dadurch
macht, daß diese Tiere von den heutigen Tropen bis in die Polargegenden
reichten. Deshalb habe ich mich auf Europa und im besonderen auf
Mittel- und Südeuropa beschränkt, außerdem mich wegen der erschwerten
Beurteilung paläozoischer Tiere im wesentlichen an die mesozoischen und
känozoischen Zeiträume gehalten. Vöü den Ammoniten und Belemniten,
den wichtigsten Leitfossilien, konnte ich wenig sprechen. Es ist bei den
Belemniten das Rostrum etwas sehr Indifferentes, und bei den anderen
Cephalopoden bleibt auffällig, wie wenig Formen eigentlich der Tethys
und dem zentraleuropäischen Formenkreise wirklich gemeinsam sind, so
daß man sagen darf, diese ist sicher aus dem einen Gebiete in das andere
eingewandert. Die Ammoniten erachte ich für sehr viel ausgesprochenere
Lokaltiere, als man bisher meinte. Auch in der Tethys sind die ver-
schiedenen Gebiete darin recht verschieden; denn was haben wir in Süd-
europa von den Himalayatypen ? Ebenso sind nur sehr wenige von den
triadischen Ammoniten Südasiens bei uns vertreten, und bei Überein-
stimmung oft nur einzelner Exemplare ist man bei der riesigen Variabilität
der Ammonitengehäuse in Zweifel, wie hoch man sie bewerten soll.
Andererseits kommen wieder durchaus europäisch anmutende Ammoniten
in den Molukken vor und zwar lokal in erheblicher Zahl. Von vielen ande-
ren Formen ist das Ursprungsgebiet bisher ganz unbekannt. Um einige
Beispiele anzuführen: Woher kommen Diceras und die großen Cardien
des mitteleuropäischen Malms ? Woher die Gryphäen des unteren Lias
und des Oxfordien ? Für die Herkunft dieser und anderer mesozoischer
W. ÜEECKE:
Spiegel, daß wahrscheinlich im Sund ein dem im Bosporus ausgehenden
Strome entsprechender Ablauf geschah.
Wir müssen Ähnliches für die verschiedenen bedeutenden Seen des
süddeutschen Obermiocäns annehmen, welche schwerlich alle gleichhoch
standen, weil sie sehr verschiedene Zuflüsse empfingen. Deshalb wird ein
Ausstrom am Südende der böhmischen Masse gelegen haben, ein anderer
am Eisernen Tore, aus denen sich schließlich der Donaufluß entwickelte.
Diese Ausführungen insgesamt geben nun ihrerseits eine Art Beweis
für die konstante Lage der Pole seit der Trias, wenn nicht noch länger.
Es herrschten vermutlich seit geologischen Perioden ähnliche Ver-
hältnisse auf der Erde wie heute, nur unterbrochen durch die diluviale
Eiszeit. Dann haben wir auch den gegenwärtigen ähnliche Strömungen
und Winde anzunehmen, und auf dieser Basis fußen die obigen Aus-
führungen. An eine Änderung in der Lage des Pols, an bedeutende
Schwankungen z. B. an die Pendulation glaube ich nicht, übersehe dabei
aber die Schwierigkeiten nicht, welche die Verteilung mancher Tierformen
z. B. der Aucellen, der Daonellen, der paläozoischen Korallen uns dadurch
macht, daß diese Tiere von den heutigen Tropen bis in die Polargegenden
reichten. Deshalb habe ich mich auf Europa und im besonderen auf
Mittel- und Südeuropa beschränkt, außerdem mich wegen der erschwerten
Beurteilung paläozoischer Tiere im wesentlichen an die mesozoischen und
känozoischen Zeiträume gehalten. Vöü den Ammoniten und Belemniten,
den wichtigsten Leitfossilien, konnte ich wenig sprechen. Es ist bei den
Belemniten das Rostrum etwas sehr Indifferentes, und bei den anderen
Cephalopoden bleibt auffällig, wie wenig Formen eigentlich der Tethys
und dem zentraleuropäischen Formenkreise wirklich gemeinsam sind, so
daß man sagen darf, diese ist sicher aus dem einen Gebiete in das andere
eingewandert. Die Ammoniten erachte ich für sehr viel ausgesprochenere
Lokaltiere, als man bisher meinte. Auch in der Tethys sind die ver-
schiedenen Gebiete darin recht verschieden; denn was haben wir in Süd-
europa von den Himalayatypen ? Ebenso sind nur sehr wenige von den
triadischen Ammoniten Südasiens bei uns vertreten, und bei Überein-
stimmung oft nur einzelner Exemplare ist man bei der riesigen Variabilität
der Ammonitengehäuse in Zweifel, wie hoch man sie bewerten soll.
Andererseits kommen wieder durchaus europäisch anmutende Ammoniten
in den Molukken vor und zwar lokal in erheblicher Zahl. Von vielen ande-
ren Formen ist das Ursprungsgebiet bisher ganz unbekannt. Um einige
Beispiele anzuführen: Woher kommen Diceras und die großen Cardien
des mitteleuropäischen Malms ? Woher die Gryphäen des unteren Lias
und des Oxfordien ? Für die Herkunft dieser und anderer mesozoischer