Über die Entstehung der lothringischen Lehme usw.
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Gehängelöß war. Derartigen, bei seinem ursprünglichen Absatz vom
Gehänge her verunreinigten Löß beschrieb Br. Förster 1) aus dem Ge-
biet des Blattes Altkirch (Oberelsaß) von den steilen Melanienkalk-
hängen von Tagolsheim - Illfurt bis zum Schloßwald: „Von der Tal-
sohle (260 m) bis zu einer Höhe von 320 m findet sich hier eine
undeutlich horizontal geschichtete Ablagerung von festgepacktem Mela-
nienkalkschutt mit nur sehr wenig Lößmaterial dazwischen; der Schutt
besteht aus lauter eckigen Gesteinsstückchen von Haselnuß- bis Faust-
große, hie und da sind größere, ebenfalls eckige Melanienkalkblöcke
beigemengt. Bei Illfurt, in der Höhe von 280 m, an dem Wege zur
Muttergotteskapelle auf dem Britzgy-Berg, geht diese Ablagerung in
deutlich horizontal geschichteten jüngeren Löß über, der mit einzelnen
Streifen von Melanienkalkgrus durchzogen ist; der Löß enthält Helix
sericea Müll., Succinea oblonga Drap., Pupa muscorum L. und Clau-
silia parvula Studer.“ Im kleinen haben wir hier die Erscheinung, die
von Richthofen im großen als Schuttlager im Löß am Rande einer
Beckenausfüllung abgebildet hat.2) Hätte von Richthofen dartun
wollen, daß es sich beim chinesischen Löß um eine deutlich geschich-
tete Ablagerung handelt, so hätte er wohl kaum eine mehr überzeugende
Darstellung bringen können. In gleichem Sinne wirken die Abbildun-
gen 6 auf S. 68 uud 13 auf S. 117. Derartig ursprünglicher, nicht
„defektiver Löß“ ist der an Hängen älteren Diluviums angelagerte Löß
in den Querschnitten I, 1 und I, 5 über die Gliederung der Lößbildun-
gen in Hessen.3) Wo lag der Löß, der durch seine Verschwemmung
den „unreinen“ Löß der Hochterrasse geliefert hat? Warum ist der
„unreine“ Löß der Niederterrasse, der kalkreich ist wie der höhere
Löß, nicht vorwiegend lehmig entwickelt, da zur Zeit seiner Ablagerung
der ältere Löß großenteils verlehmt war? Beide Vorgänge der Um-
schwemmung haben nicht stattgefunden, der vermeintliche „unreine“
oder „defektive“ Löß auf der Hochterrasse sowohl als auch auf der
Niederterrasse sowie der am Gehänge sind im Mittelrheintal ursprüng-
liche, auf den Rhein zurückzuführende Gebilde. Letzterer ist eine durch-
aus andere Ablagerung als die auch heute noch vor sich gehenden
Umschwemmungen an den Lößhängen. Dieser abgeschwemmte Löß
sammelt sich am Fuß der Hänge als schmale Stufe oder als flacher
1) Aufnahmebericht für 1897. Mitteil. Geolog. L. A. Els.-Lothr. Bel. 4, H. 5
S. CXXVIII.
2) China, Bd. 1, S. 62, Zeichn. 3.
3) Chelius, C., Bericht Diluvialexk. in Hessen bei Grofi-Umstadt und Gries-
heim-Pfungstadt am 8. und 9. April 1892. — Mitteil. Bad. Geolog. L. A., Bd. 3,
H. 1, 1893, Taf. I.
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Gehängelöß war. Derartigen, bei seinem ursprünglichen Absatz vom
Gehänge her verunreinigten Löß beschrieb Br. Förster 1) aus dem Ge-
biet des Blattes Altkirch (Oberelsaß) von den steilen Melanienkalk-
hängen von Tagolsheim - Illfurt bis zum Schloßwald: „Von der Tal-
sohle (260 m) bis zu einer Höhe von 320 m findet sich hier eine
undeutlich horizontal geschichtete Ablagerung von festgepacktem Mela-
nienkalkschutt mit nur sehr wenig Lößmaterial dazwischen; der Schutt
besteht aus lauter eckigen Gesteinsstückchen von Haselnuß- bis Faust-
große, hie und da sind größere, ebenfalls eckige Melanienkalkblöcke
beigemengt. Bei Illfurt, in der Höhe von 280 m, an dem Wege zur
Muttergotteskapelle auf dem Britzgy-Berg, geht diese Ablagerung in
deutlich horizontal geschichteten jüngeren Löß über, der mit einzelnen
Streifen von Melanienkalkgrus durchzogen ist; der Löß enthält Helix
sericea Müll., Succinea oblonga Drap., Pupa muscorum L. und Clau-
silia parvula Studer.“ Im kleinen haben wir hier die Erscheinung, die
von Richthofen im großen als Schuttlager im Löß am Rande einer
Beckenausfüllung abgebildet hat.2) Hätte von Richthofen dartun
wollen, daß es sich beim chinesischen Löß um eine deutlich geschich-
tete Ablagerung handelt, so hätte er wohl kaum eine mehr überzeugende
Darstellung bringen können. In gleichem Sinne wirken die Abbildun-
gen 6 auf S. 68 uud 13 auf S. 117. Derartig ursprünglicher, nicht
„defektiver Löß“ ist der an Hängen älteren Diluviums angelagerte Löß
in den Querschnitten I, 1 und I, 5 über die Gliederung der Lößbildun-
gen in Hessen.3) Wo lag der Löß, der durch seine Verschwemmung
den „unreinen“ Löß der Hochterrasse geliefert hat? Warum ist der
„unreine“ Löß der Niederterrasse, der kalkreich ist wie der höhere
Löß, nicht vorwiegend lehmig entwickelt, da zur Zeit seiner Ablagerung
der ältere Löß großenteils verlehmt war? Beide Vorgänge der Um-
schwemmung haben nicht stattgefunden, der vermeintliche „unreine“
oder „defektive“ Löß auf der Hochterrasse sowohl als auch auf der
Niederterrasse sowie der am Gehänge sind im Mittelrheintal ursprüng-
liche, auf den Rhein zurückzuführende Gebilde. Letzterer ist eine durch-
aus andere Ablagerung als die auch heute noch vor sich gehenden
Umschwemmungen an den Lößhängen. Dieser abgeschwemmte Löß
sammelt sich am Fuß der Hänge als schmale Stufe oder als flacher
1) Aufnahmebericht für 1897. Mitteil. Geolog. L. A. Els.-Lothr. Bel. 4, H. 5
S. CXXVIII.
2) China, Bd. 1, S. 62, Zeichn. 3.
3) Chelius, C., Bericht Diluvialexk. in Hessen bei Grofi-Umstadt und Gries-
heim-Pfungstadt am 8. und 9. April 1892. — Mitteil. Bad. Geolog. L. A., Bd. 3,
H. 1, 1893, Taf. I.