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Werveke, Leopold; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 5. Abhandlung): Über die Entstehung der lothringischen Lehme und des mittelrheinischen Lößes: mit Ausblicken auf den Löß des Niederrheins und der Magdeburger Börde — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43848#0016
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L. van Werveke:

Niederrhein, besonders im Gebiet des Blattes Brühl, den ich, ebenfalls
auf gemeinschaftlichen Ausflügen1), im Jahre 1907 kennengelernt hatte.
Die Stufe von Brühl stellte ich in gleiche Höhe mit der von Schiltig-
heim und mit der Niederterrasse bei Basel und hob hervor, daß die
Stufe, welche am Niederrhein als Niederterrasse bezeichnet wird, nicht
der Niederterrasse der schweizerischen Geologen, sondern der Alluvial-
fläche bei Straßburg entspricht (S. 11,5), 137). Hierzu bemerkte 1912
Wunstorf : „Sollte sich hierbei die Möglichkeit ergeben, daß die Nieder-
terrasse in das Postglazial zu stellen ist, so würde sich ein Ausblick
auf weitgehende Übereinstimmung der Auffassung über das Diluvium
Norddeutschlands und des Niederrheins eröffnen, und zwar nicht nur
in Hinblick auf das Alter des Lößes, sondern auch auf die Zahl der
Eiszeiten und der ihnen entsprechenden Terrassen“ (S. 15,2)). Keilhack
(1915) hält die von mir vorgenommene Gleichstellung für möglich2),
und E. Zimmermann II hat 1918 die niederrheinische Niederterrasse zum
Alluvium gestellt, was auch aus den von ihm in derselben gefundenen
Schneckenarten, die keine wesentlichen Unterschiede von den heutigen
aufweisen, hervorgeht. Den jüngeren Löß sieht er für jungglazial an
(S. 11,3), 168 und 171), wie jetzt wohl die Mehrzahl der Forscher.3)
Meiner Ansicht nach, die Vorgänger in den Äußerungen von Agassiz,
Collome, Geikie, Lyell und Suess hat, sind sowohl der ältere als auch
der jüngere Löß des Rheintales das Ergebnis der Zerreibung und Aus-
waschung der kalkreichen Grundmoränen der alpinen Gletscher. Sie
sind der Hauptmasse nach während des Vorrückens der Gletscher
durch den Rhein in mehr oder minder gestautem Wasser niedergeschlagen
worden (S. 14V, 177, S. 5V, 146). In den Grundmoränen des Bodensee-
gebietes kann man geröllfreie Stücke von kalkreichem Geschiebemergel
sammeln, die von Löß dem Aussehen nach nicht zu unterscheiden sind.
Dieser kann also recht wohl durch seine Verschwemmung den Löß
geliefert haben.4) Als die Stauung der Wasser aufhörte und Aus-

*) Bericht von Wahnschaffe im Jahrb. Preuß. G. L. A. für 1907, 402—506.
2) Das glaziale Diluvium der mittleren Niederlande. Jahrb. Preuß. G. L. A.
für 1915, Bd. 36, T. 1, H. 3, 492.
3) Wahnschaffe-Schucht, S. 251 — 252. Vergl. auch Gagel, Probleme der
Diluvialgeologie. Brancas Festschrift 1914, 147 u. 149.
4) Wenn Charpentier den Löß auf eine Zerstörung der Molasse zurück-
führt (Essai sur les glaciers et sur le terrain erratique du Rhone, Lausanne
1841), so ist das nicht ganz ohne Berechtigung, denn entschieden sind große
Mengen der schweizerischen Molasse von den Gletschern aufgenommen und ver-
mahlen worden.
 
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