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Werveke, Leopold; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 5. Abhandlung): Über die Entstehung der lothringischen Lehme und des mittelrheinischen Lößes: mit Ausblicken auf den Löß des Niederrheins und der Magdeburger Börde — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43848#0031
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Über die Entstehung der lothringischen Lehme usw.

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sind aber die Verwehungen nicht gleichalterig mit dem Löß, sondern
jünger als dieser. Das Anwehen der Dünen erfolgte in der Nacheiszeit
aus Campinesanden und zum geringen Teil aus sandigem Pliocän, den
Löß hält der Verf. für „mindestens teilweise während des eigentlichen
Eiszeitalters entstanden; das beweisen die bis fast 1 cbm großen orts-
fremden Gesteinsblöcke, welche in der Brüsseler Gegend in ihm gefunden
wurden und nur durch Schollenei^transport erklärt werden können“.
Der kohlensaure Kalk findet sich im Löß wenigstens z. T. nicht
in feinen selbständigen Körnchen, sondern in feiner, hautförmiger Um-
rindung der Quarzkörnchen, wobei die Oberfläche durch kleinste Kriställ-
chen eine sehr feinzackig rauhe ist, wie dies die Abbildung 1 auf S. 23
bei Schumacher (Erläut. Straßburg) zeigt. Selten ist der Kalk, wie
ebenda zu sehen ist, in feinen spitzen Skalenoedern an den Quarz
angesetzt. Diese Erscheinung, zugleich ihre Bedeutung für die Ent-
stehung des Lößes, ist zuerst von Benecke und Cohen erkannt worden
(S. 26,3), 556 — 557). Die Verf. nehmen an, daß das Karbonat dem
Löß nicht in Körnchen beigemengt wurde, sondern sich aus einer
Lösung niedergeschlagen hat, wahrscheinlich vor oder gleichzeitig mit
der Ablagerung des Lößes. Spätere Einsickerungen hätten wahrschein-
lich nur konkretionäre Bildungen erzeugt. Gegen die Umrindung
vor Ablagerung des Lößes spricht eine Beobachtung von Schumacher
(S. 17,* 1), 22), nach welcher die die Quarzkörnchen verhüllende Kalkhaut
sich schon nach längerer Berührung mit Wasser lockert. Werden,
wie beim Schlämmen, „die Körner durch einen aufsteigenden Wasser-
strom in beständiger Reibung aneinander gehalten, so lösen sich nach
und nach die Karbonatpartikelchen völlig los und geben die von ihnen
umhüllten Sandkörner frei“. Wenn ich nicht irre — Literatur fehlt mir
— hat sich Schumacher dafür ausgesprochen, daß die rauhe Umrandung
der Quarzkörnchen den ziemlich festen Zusammenhalt des Lößes, die
Möglichkeit, in steilen Wänden stehenzubleiben, bedingt. Die rauhen
Quarzkörnchen haften wie Kletten aneinander. Sauer führt die Umran-
dung auf Umlagerung des als feinster Staub vorhandenen Kalkes durch
die Regenwasser zurück (oben S. 27 Anm. 2). Auch Wahnschaffe-
Schucht (S. 244) machen dieselbe Annahme. Ich selbst habe mich für die
Cohensehe Auffassung ausgesprochen.1) Sicher ist, daß die mit bloßem
Augen erkennbaren örtlichen Anreicherungen von Kalk, wie die in
der Umkrustung von Wurzeln gebildeten Kalkröhrchen und die Löß-
*) Übersicht über den geologischen Bau und die geologische Entwickelung
des Reichslandes Elsaß-Lothringen und des Großherzogtums Baden. Straßburg
i. Els. 1913, S. 50.
 
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