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Werveke, Leopold; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 5. Abhandlung): Über die Entstehung der lothringischen Lehme und des mittelrheinischen Lößes: mit Ausblicken auf den Löß des Niederrheins und der Magdeburger Börde — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43848#0032
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32

L. van Werveke:

kindcheu1), auf Wanderungen des Kalkes im fertig gebildeten Löß
zurückzuführen sind. Die ersten Anfänge kann man oft an den Wurzeln
der auf dem Löß wachsenden Bäume in Form kleiner Klümpchen er-
kennen; auch größere Knollen haften zuweilen noch an Wurzeln
(S. 26,3), 559). Die Größe der Lößkindchen spiegelt den Umfang der
von der Lößoberfläche ausgehenden Entkalkung wider. Sie sind ge-
wöhnlich klein im jüngeren Löß, bei dem die Lehmdecke nur selten
1,5 m Mächtigkeit erreicht, meist wesentlich darunter bleibt, groß im
älteren Löß, bei welchem die verlehmte Schicht mehrere Meter messen
kann. Den Umstand, daß dieselben wagerecht und oft dicht gedrängt
aneinander gereiht sind, haben Benecke und Cohen als Beweis für
eine versteckte Schichtung im Löß gedeutet. Die Lößkindchen setzen
sich dort ab, wo dem in die Tiefe sickernden Wasser eine Ungleich-
mäßigkeit entgegentritt. Die Wasser stauen sich aber nicht nur an
undurchlässigen oder schwer durchlässigen Schichten, sondern inner-
halb durchlässiger Schichten bei verschiedenem Grade der Durch-
lässigkeit.2) Mitunter schließen sie sich nach Thüragh3) und Deecke
(S. 19,3), II, 593) zu höckrigen, breiten Kalkplatten zusammen, hier und da
auch zu einer festen, 1(i2 m dicken Kalkbank. Im chinesischen Löß,
in welchem die Lößkindel in nahezu, aber nie ganz wagerechten Ebenen
angeordnet sind, veranlassen sie eine gewisse Absonderung des Lößes
in Bänke (S. 13,2}, 59 und 61). Keilhack (S. 7,U 81) hebt hervor, daß
Lößkindel oder Lößpuppen im Bördelöß nur selten beobachtet werden.
Das mag z. T. durch den geringeren Gehalt des Bördelößes an kohlen-
saurem Kalk bedingt sein (vergl. oben S. 18). Sollte aber nicht der
Umstand eine größere Rolle spielen, daß die Börde zu den trockensten
Gebieten Deutschlands gehört? Das würde eine geringere Durch-
sickerung des Bodens als in niederschlagsreichen Gebieten, also auch
geringere Wanderungen des Kalkgehaltes zur Folge haben. Weissermel4)
hat sich in den Erörterungen, welche dem Vortrag von Keilhack, Das
Rätsel der Lößbildung, folgten, der Ansicht von Sauer sowie von
Wahnschaffe-Sci-iucht angeschlossen. Infolge seiner lockeren Be-

x) Auch in tertiären Mergeln entstehen durch Versickerung der Tagewasser
knöllchenförmige Anreicherungen von Kalk.
2) L. van Werveke, Geologischer Wegweiser in Fragen der Wasserversorgung
im Gebiet zwischen Maas und Mosel. — Mitteil. G. L. A. Els.-Lothr. Bd. 10, H. 1,
1916, S. 1.
3) Erläut. zu Blatt Karlsruhe-Daxlanden, 1912, S. 50.
+) Z. D. G. G. Bd. 72, 1920, B. 164. — Der Ansicht von Keilhack, daß der
Löß kosmischen Ursprungs sei, kann ich mich nicht anschließen.
 
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