Metadaten

Nissl, Franz [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 38. Abhandlung): Zur Lehre der Lokalisation in der Großhirnrinde des Kaninchens, 1: Völlige Isolierung der Hirnrinde beim neugeborenen Tiere — Heidelberg, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37471#0008
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Franz Nissl:

eben erwähnten Kaninchenversuchen ist zwar manches angreif-
bar; es sind aber keine Beobachtungsfehler der beiden Forscher.,
die der Kritik unterliegen, sondern verantwortlich zu machen ist
die Carminmethode, mit deren Hilfe sie ihre damaligen Befunde
erhoben haben. Jedenfalls möchte ich mit allem Nachdruck hervor-
heben, daß v. MONAKOW bereits anfangs der achtziger Jahre auf
die Beziehungen zwischen den Projektionsfasern und den ein-
zelnen Schichten der Hirnrinde geachtet und zielbewußt in diesem
Sinne experimentiert hat.
Noch zu erwähnen sind an dieser Stelle die Untersuchungen
von PROBST welcher bei erwachsenen Hunden und Katzen ohne
nennenswerte Läsion der Großhirnrinde isolierte Verletzungen im
Sehhügel hervorrief, um die von den verletzten Sehhügelkernen
nach der Rinde, bzw. die von der letzteren nach den zerstörten
Thalamusabschnitten ziehenden Nervenfasern zu verfolgen. Da
PROBST sich hierbei des MARCHi'schen Verfahrens bediente,
konnten seine Präparate nicht Aufschluß über das Verhalten der
Nervenzellen in den verschiedenen Schichten der Rinde geben.
Wühl hat PROBST versucht, seine Schnitte mit Thionin oder To-
luidinblau nachzufärben — gelegentlich spricht er auch über
Beobachtungen an Nervenzellen —, aber er selbst hat richtig
hervorgehobenR), daß die Vorbehandlung der Gehirne nach der
MARCHi'schen Methode eine brauchbare Darstellung der Nerven-
zellen nicht ergibt.
Es erscheint vielleicht befremdlich, für das Studium der
Lokalisationsverhältnisse in der Großhirnrinde ein so nieder-
stehendes Tier wie das Kaninchen zu benützen, das selbst nach
der Totalexstirpation einer Großhirnhemisphäre für die Betrach-
tung kaum einen in die Augen fallenden Unterschied gegenüber
dem nicht operierten Tier bietet. Allein es kann nach meinem
Dafürhalten die Lösung der gestellten Frage zunächst nur auf
experimentell-anadomischem Wege angestrebt werden. Fürs
erste handelt es sich darum, allgemeine Gesichtspunkte zu ge-
winnen, welche die anatomischen Beziehungen der Schichtenan-
ordnung der Säugetierhirnrinde zum Gegenstände haben. Bei
einer derartigen prinzipiellen Feststellung spielt der Umstand, daß
W Ze775c7n-7/7 /w Bd.13, Seite 384; Bel. 17,
Seite 141. Üfe7?,. /. PsT/c7?.., Bd. 33, Seite 1 u. 721. 7üc%%7s3c7&?'7/7 /w P.s?/c7a.
M. Vewo7oy7e, VII, Seite 387.
ii) ZeüscT^WR /w Ve?'vaM7^777cM?2<%<?, Bd. 13, Seite 393.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften