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Escher, Heinrich Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 8. Abhandlung): Über den Farbstoff des Corpus luteum: aus dem chemischen Laboratorium der Eidg. Techn. Hochschule Zürich — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37622#0014
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14 (B. 8)

Heinr. H. Escher:

kohlenstöff gelöst — langsam zugetropft. Nach mehrstündigem
Stehen im Eisschrank wurde der käferviolette, lockere Kristall-
filz isoliert und gehörig mit Schwefelkohlenstoff gewaschen. Das
Mikroskop zeigte die für das Carotintrijodid beschriebenen breiten
Wetzsteinformen neben viel unausgebildeten Kristallen, die alle
in der Durchsicht hellblaugrau erschienen. Der Schmelz-, besser
Sinterungspunkt wurde bestimmt zu 133,5—135° (unkorr.).31)
0,0692 g gaben 0,0520 g AgJ (nach Carius).
Berechnet für C4oH56J3: Gefunden:
J = 41,50 40,61

Schluß bem e rku n gen.
Was dieser in der Pflanzenwelt so weitverbreitete ungesättigte
Terpenkohlenwasserstoff Carotin in der als Organ der inneren
Sekretion so wichtigen Drüse des Corpus luteum zu tun hat, dar-
über dürfen eigentlich noch keine Vermutungen geäußert werden.
Die ARNAUD-WiLLSTÄTTER’sche Hypothese von der Sauerstoff-
Übertragung — Atmung —32) des Carotins (C40H56) und des
Xanthophylls (C40H56O2) neben der Assimilationstätigkeit der
Chlorophylle hat sicher für die Pflanzen hohe Bedeutung. Daß
das ebenfalls sauerstoffgierige Lutein (C40H56O2) im Dotter des
Eies vor Entstehung des Hämoglobins im Embryo vielleicht die
vorläufige Rolle eines atavistischen ,,Pflanzenatmungspigmentes“
spiele, wäre in Übereinstimmung mit den Stoffwechselunter-
suchungen von Ch. Bohr und K. A. Hasselbalch33) am Hühnerei
noch denkbar.
In bezug auf den Farbstoff des Corpus luteum steht aber,
der Literatur nach zu urteilen, noch nicht einmal fest, ob dies
wirklich eine von den spezifischen Drüsenzellen produzierte Sub-
stanz, oder nur ein aus Blutextravasaten entstandenes, erst
sekundär von den Zellen resorbiertes Pigment — also Haematoidin
oder ein dem Haematoidin ähnlicher Stoff — ist. Freilich er-
scheint es nach den heutigen Kenntnissen als das Wahrschein-
lichste, die Existenz eines genuinen intrazellulär entstandenen
31) W. u. E., 1. c., S. 59, fanden für Carotintrijodid F. P. 136—137°.
32) Compt. rend., Bd. 109, S. 911, 913 (1889) ; Arm. d. Chemie, Bd. 355,
S. 10 (1907).
33) Skand. Arch. f. Physiol., Bd. 10, S. 353 (1900) etc.
 
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