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Ramsauer, Carl; Holthusen, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 2. Abhandlung): Über die Aufnahme der Radium-Emanation durch das Blut — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37625#0033
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Über die Aufnahme der Radium-Emanation durch das Blut. (B. 2) 33

ist als bei mechanischer Aktivierung, wie die enorm schnelle
Aufnahme des Sauerstoffs in der Lunge beweist. Die aufgenom-
mene Emanation bleibt aber im peripheren Kreislauf nicht voll-
ständig im Blut, sondern wird durch Diffusion weiter an die
Gewebe abgegeben, bis diese den Maximalwert erreicht haben;
erst dann enthalten arterielles und venöses Blut dieselbe Emana-
tionsmenge. Nur so erklärt sich die Steigerung der Aufnahmezeit
im Emanatorium auf das 5fache gegenüber den Thermostat-
versuchen.
Einen weiteren Einblick in die Art der Emanationsaufspeiche-
rung gibt uns der zeitliche Verlauf der Entaktivierung. Bei der
eigentlichen Absorption erfolgt die Aufnahme durch das ganze
Volumen der betreffenden Substanz hindurch, die ihrerseits nur
einen Bruchteil des Gesamtvolumens auszumachen braucht,
ohne daß ein Molekül vor dem andern bevorzugt wäre. Das Fort-
schreiten der Aufnahme wird hierbei durch das jeweilige Kon-
zentrationsgefälle bedingt, welches seinerseits wieder von der Art
der Durchmischung abhängt. Verfährt man nun bei der Entakti-
vierung genau wie bei der Aktivierung, so müssen alle Zustände
in umgekehrter Reihenfolge wiederkehren, die Entaktivierungs-
kurve muß daher ein umgekehrtes Bild der Aktivierungskurve
darstellen. Dies ist bei unsern Versuchen aber nicht der Fall.
Die Entaktivierungskurve fällt deutlich langsamer, als dem An-
stieg der Aktivierungskurve entspricht, obgleich die Behandlung
des Blutes bei den Emanationsversuchen die völlig gleiche ist
und bei den Thermostatversuchen eher einen schnelleren Verlauf
der Entaktivierung bedingen würde. Dies ist nur dadurch zu
erklären, daß wir es bei der Aufspeicherung der Emanation durch
das Blut z. T. mit Adsorptionserscheinungen zu tun haben. Der
Charakter der Adsorption besteht darin, daß sich die Gasaufnahme
nicht auf alle Moleküle gleichmäßig erstreckt, sondern sich auf
bestimmte exponiert liegende Moleküle der Oberfläche beschränkt;
die Adsorption setzt daher ein verschiedenphasiges System voraus.
Die Gasabgabe erfolgt dann meist langsamer als die Aufnahme,
wie u. a. durch die große Schwierigkeit bewiesen wird, Holzkohle
oder Glasoberflächen zu entgasen. Das Blut ist schon durch
seinen Gehalt an Kolloiden ein heterogenes System; als feste
Oberflächen würden außerdem beim Blut die Gerüste der Erythro-
zyten in Betracht kommen. Ein wie großer Bruchteil der Gesamt-
aufnahme auf Adsorption beruht, muß hierbei unentschieden bleiben.

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