Metadaten

Erb, Wilhelm Heinrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 4. Abhandlung): Die beginnende Klärung unserer Anschauungen über den Begriff der Metasyphilis des Nervensystems — Heidelberg, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37627#0007
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Metasyphilis des Nervensystem.

(B. 4) 7

berichten, bei welchen in 12 Fällen die Spirochäte pallida im Be-
reich der spezifisch erkrankten Rindenpartien nachgewiesen wurde.
Bemerkenswerterweise waren darunter fünf Fälle von Tabo-
paralyse, die andern 7 solche vom reinen zerebralen Typus.
Aber schon in seiner zweiten Mitteilung in der Münchner med.
Woch. Nr. 14 konnte Noguchi über 200 Paralytikergehirne be-
richten, die ihm von einer größeren Anzahl von Kollegen zur Ver-
fügung gestellt waren. Unter diesen fanden sich 48m al die Spiro-
chäten in mehr oder weniger großer Anzahl.
Aber außerdem wurden auch noch 12 tabische Rücken-
marke untersucht und unter diesen freilich nur einmal die Spiro-
chäten in den Hintersträngen nachgewiesen. Die Untersuchung
bot hier außerordentliche Schwierigkeiten, und wie ich vermute,
sind gerade die Hinterstränge nicht die geeignetste Fundstelle
für die Spirochäten bei der Tabes; wahrscheinlich wird man sie
eher in den Meningen, in den hinteren Wurzeln und an deren
Durchtrittstelle durch die Dura (im Nerf radiculaire) oder selbst
in den Intervertebralganglien zu suchen haben. Jedenfalls ist zu
erwarten, daß auch die Befunde bei der Tabes in Bälde sich meh-
ren werden.
Es ist klar, daß durch den Spirochätennachweis unsere An-
sicht von der Metasyphilis jetzt einer Korrektur bedarf: ihr
Begriff ist jetzt anders zu formulieren; sie ist zweifellos ein noch
aktiver, echtsyphilitischer Prozeß, und nicht blos ein

bei der progress. Paralyse und bei der Tabes — die jetzt bereits von einem
viel größeren Material berichtet.
Endlich zuletzt noch eine Arbeit von J. W. Moore : Über das Vorhanden-
sein von Treponema pall. im Gehirn bei progress. Paralyse. Zeitschr. f. die
gesamte Neurologie und Psychiatr., von Alzheimer und Lewandowsky,
Originalien. Band XVI. S. 227 (3. Mai 1913). Er berichtet hier abermals
nur über die ersten 70 Fälle mit 12 positiven Befunden.
Natürlich sind unterdessen auch noch an anderen Stellen Demonstra-
tionen und Besprechungen gefolgt, die aber wohl nichts Neues bringen.
Merkwürdigerweise scheint der Nachweis der Spirochäten bei der Para-
lyse in Deutschland noch nicht zu gelingen; bis jetzt ist mir wenigstens
keine Bestätigung der NoGUcmschen Befunde zur Kenntnis gekommen.
Nur Marinesco berichtet soeben (Revue neurolog. Nr. 9, 15. Mai),
daß er unter mehr als 27 Fällen von progr. Paralyse nur in einem sehr
rasch verlaufenen Falle die Spirochäten in der Hirnrinde habe nachweisen
können.
Hoffentlich erfolgt nun endlich auch in Deutschland die Bestätigung
dieser so wichtigen und hochinteressanten Befunde.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften