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Erb, Wilhelm Heinrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 4. Abhandlung): Die beginnende Klärung unserer Anschauungen über den Begriff der Metasyphilis des Nervensystems — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37627#0017
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Metasyphilis des Nervensystems.

(B. 4) 17

Hier sei nur soviel gesagt, daß das bereits erwähnte erhebliche
Überwiegen der gleichartigen Metalues bei der konjugalen
Tabes und Paralyse, die dreimal so häufig ist als die ungleich-
artige, mit großer Entschiedenheit für die vorschlagende Wirkung
der Art des Virus und gegen die Bedeutung der Disposition
spricht; denn die beiden Partner einer Ehe werden doch nur
selten eine ganz gleichartige Disposition mit in die Ehe bringen!
Im gleichen Sinne spricht auch ein Teil der oben (S. 14)
mitgeteilten Fälle von Infektion verschiedener Männer an der
gleichen Quelle, besonders der Fall von Morell-Lavallee (5 ver-
schiedene Männer, im Laufe mehrerer Jahre von demselben Weibe
infiziert, starben alle 5 an syphilitischen Hirnleiden, davon 4 an
Paralyse!).
Auf der anderen Seite spricht die ungleichartige konjugale
Metalues, ebenso wie die ungleichartige Erkrankung bei mehr-
facher Infektion aus der gleichen Quelle für eine nahe Verwandt-
schaft der Spielarten des metaluetischen Virus; und die Annahme
der gleichzeitigen Infektion mit beiden Spielarten liegt
doch zur Erklärung dieser Tatsache entschieden näher, als die
Statuierung einer besonderen inhärenten Disposition der Einzel-
individuen.
Wie sich diese Verhältnisse bei der hereditären, famili-
alen, infantilen Metalues im einzelnen gestalten, bleibt noch
genauer von diesem Gesichtspunkt aus zu erforschen, mag aber
wohl weitere Anhaltspunkte liefern. Bis jetzt kam mir nur eine
kleinere Zusammenstellung von 30 Fällen familiärer Metalues
(aus der Arbeit von Fischler 1. c.) zu Gesicht, unter welchen sich
22 mit gleichartiger, 8 mit ungleichartiger Erkrankung
fanden; also wieder annähernd dasselbe Verhältnis von 3:1.
6. Warum neigen syphilitische Frauen mehr zur
Tabes, dagegen Männer mehr zur Paralyse?
Aus den verschiedensten Statistiken geht die Richtigkeit
dieser Tatsache hervor. Natürlich handelt es sich dabei nicht
entfernt um eine Ausschließlichkeit dieses Vorkommens, denn es
gibt reichlich genug tabische Männer und paralytische Frauen,
sondern nur um ein relatives Überwiegen.
Syphilitisch infizierte Frauen werden ja überhaupt sehr
viel seltener von Metalues des ZNS. befallen als Männer. Das
 
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