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Erb, Wilhelm Heinrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 4. Abhandlung): Die beginnende Klärung unserer Anschauungen über den Begriff der Metasyphilis des Nervensystems — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37627#0010
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10 (B. 4)

W. Erb:

Es scheint mir deshalb vollkommen berechtigt — angesichts
der Übereinstimmung aller anderen Beweismomente:
der Anamnese und klinische Untersuchung, der Pleozytose im
Lumbalpunktat, der konstant positiven Wa. React. im Liquor,
der Eigenart des pathologischen Prozesses speziell bei der Paralyse
— zu sagen, daß diese Krankheiten echt syphilitischer
Natur sind, daß hei ihnen konstant diePallidae vorhanden
sein werden, wenn ihr Nachweis auch nicht in jedem einzelnen
Lalle gelingt.
2. Nun erhebt sich aber sofort die große und wichtige Lrage:
Wie kommt es, daß die sog. Metasyphilis so auffallend
verschieden ist von der Syphilis der drei ersten Sta-
dien? Verschieden in ihrem späten Auftreten, in ihrem histo-
pathologischen Verhalten, in ihrer Resistenz gegen unsere Therapie
(Hg und Jod), in ihrem progressiven Verlauf und in ihrer Unheil-
barkeit !
Auch dies Problem stand natürlich sofort zur Diskussion und
hat auch schon eine Anzahl von Lösungsversuchen hervorgerufen.
Genau am gleichen Tage (am 10. Lebr. c.) und vielleicht zur
gleichen Stunde haben sich zwei hervorragende Lorscher, Lriedr.
Schultze und Paul Ehrlich zu der Lrage geäußert.
Gelegentlich der Demonstration NoGucHischer Präparate
durch Erich Hoffmann in Bonn (1. c.), wobei Hoffmann selbst
die Spirochäten als durchaus echt und wohlgeformt bezeichnete
und durch ihren Nachweis die syphilitische Natur der
Paralyse als sicher festgestellt erklärte, spricht Lr. Schultze
sich dahin aus, daß er schon immer der Meinung gewesen sei,
daß bei Paralyse und Tabes sich noch irgendwo im Körper Spiro-
chätenherde (etwa in der Aorta oder in den Hirngefäßen) finden
müßten; er findet es auffallend, daß sie nicht gummöse Prozesse
hervorriefen, ,,aber es könnten eben die Spirochäten und
ihre Gifte allmählich einen andern Charakter angenom-
men haben“.
Und denselben Gedanken entwickelt P. Ehrlich bei der
Demonstration von Noguchipräparaten in Lrankfurt a. M. (1. c.)
in etwas breiterer und hochinteressanter Ausführung. Anknüpfend
an die experimentell-pathologischen Erfahrungen bei trypano-
somenkranken Tieren, welche ganze Serien von Exazerbationen
mit reichlichen Trypanosomen im Blut und von Remissionen mit
 
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