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Erb, Wilhelm Heinrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 4. Abhandlung): Die beginnende Klärung unserer Anschauungen über den Begriff der Metasyphilis des Nervensystems — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37627#0018
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18 (B. 4)

W. Erb:

zeigt die von Oskar Fischer durchgearbeitete Statistik von
Pick und Bandler, welche ergibt:
Männer Tabes 1,6% Paralyse 2,1% =Sa:3,7%
Frauen ,, 0,22% ,, 0,33 %=Sa: 0,55 %
also Frauen 6—7 mal weniger häufig.
Für die vorwiegende Erkrankung der Männer an
Paralyse spricht auch sehr evident eine kleine Zusammenstellung
von 74 Einzelfällen (37 Paare) von ungleichartiger konjugaler
Metalues, die Fischer gemacht hat; hier fanden sich
Männer mit Paralyse: 26, mit Tabes 11,
Frauen „ „ 11, „ „ 26,
also ein gewaltiger Unterschied.
Immerhin müssen Gründe für diese Verschiedenheit vorhanden
sein; zunächst hat man sie wohl zu suchen in der verschiedenen
sozialen Stellung und Betätigung der beiden Geschlech-
ter; der Beruf der Männer bringt zweifellos größere Anstrengung
und häufigere Schädigung des Gehirns mit sich als der der Frauen;
ebenso wie die bei Männern häufigen schädlichen Lebensgewohn-
heiten, Alkohol- und Tabakmißbrauch, sexuelle Exzesse, Spiel-
leidenschaft usw.; aber auch die körperlichen Schädlichkeiten,
die grobe Arbeit u. dgl. überwiegen doch bei den Männern. —
Die Summe aller dieser Schädlichkeiten bedingt wohl die gerin-
gere Gesamtzahl der metaluetischen Erkrankungen bei den
Frauen während die größere Strapazierung des Gehirns den Män-
nern die größere Häufigkeit der Paralyse einbringt.
Es wird zu untersuchen sein, ob in Zukunft, bei dem jetzt
immer häufiger werdenden Eindringen der Frauen in die
männlichen Berufs arten, mit Kopfarbeit, Aufregungen, Über-
anstrengungen oder Sorgen aller Art dieses Verhältnis in bezug
auf die Erkrankung an Tabes und Paralyse sich etwa ändert.
Darüber werden ja wohl schon die nächsten 10 oder 20 Jahre
Aufschluß geben können.
Aber der Gedanke, daß in der ganzen Organisation des
Weibes, in seinem verschiedenen biologischen Verhalten der
entscheidende Grund für diese Verschiedenheit der Disposition
zu finden sei, drängt sich bei unserer heutigen Erkenntnis über das
Wesen der Geschlechtsverschiedenheit, über die Ein-
flüsse der Keimdrüsen, der Ovarien und Hoden auf die ganze
Organisation, auf die biologischen Verhältnisse des Bluts oder der
 
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