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Erb, Wilhelm Heinrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 4. Abhandlung): Die beginnende Klärung unserer Anschauungen über den Begriff der Metasyphilis des Nervensystems — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37627#0011
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Metasyphilis des Nervensystems.

(B. 4) 11

Schwinden der Parasiten im Blut darbieten, erklärt er diese Tat-
sache durch die wechselnde Ansammlung von Antikörpern im
Blute, welche die Hauptmenge der Trypanosomen auflösen und
so die Bemission bedingen; ein kleiner Rest bleibt wohl zurück,
adaptiert sich den Antikörpern, vermehrt sich wieder reichlich,
es kommt wieder eine Exacerbation; neue Antikörper beseitigen
diese wieder und so geht es immer weiter, indem stets neue, kräf-
tigere Trypanosomenstämme gebildet werden, bis sie endlich
,,rezidivfest“ und „giftfest“ geworden sind und dauernd die
Herrschaft behalten.
Auf diese Weise — wenn wir diesen Vorgang auch bei den
Spirochäten voraussetzen dürfen — könnte man etwa die Remis-
sionen der Paralyse erklären, wenn dieselben auch nicht so häufig
und weitgehend bei dieser Krankheit sind, wie Ehrlich zu glauben
scheint (und auch bei der Tabes viel weniger hervortreten). Aber
bei der Syphilis in den früheren Stadien sind ja Remissionen und
Exazerbationen, Rezidive etwas sehr Gewöhnliches und so ist die
Hypothese von Ehrlich zunächst doch wohl zu akzeptieren:
die im Laufe der Jahre im Kampf mit den Antikörpern (und viel-
leicht auch mit den therapeutischen Eingriffen) sich erhaltenden,
sich stets -erneuernden und kräftigenden Spirochätenstämme
entfernen sich allmählich in ihren biologischen Eigen-
schaften immer weiter von den frischen Spirochäten
und sind von diesen in ihren pathogenen Wirkungen und in ihrer
Resistenz weitgehend verschieden.
Es ist wohl sehr wahrscheinlich, daß eine solche allmähliche
Veränderung des Virus, eine Modifikation der Spirochäten, auch
dem Erscheinen der tertiären, der gummösen Lues zugrunde
hegt, die ja auch in ihren anatomischen Produkten und ihrer
etwas verschiedenen Resistenz gegen therapeutische Einwirkungen
deutliche Verschiedenheiten zeigt.
Jedenfalls hegt hier eine fruchtbringende Hypothese vor;
sie wird nach allen Richtungen geprüft, erweitert, wohl auch
modifiziert werden müssen, wenn sie sich den pathologischen Vor-
gängen am Menschen anpassen und dieselben restlos erklären soll.
3. Warum tritt die Metasyphilis in der Regel erst
spät, oft lange Jahre nach dem Primäraffekt auf?
Auch diese Frage ist nach der EHRLicHschen Hypothese an-
scheinend nicht schwierig zu beantworten: die allmähliche Um-
 
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