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Erb, Wilhelm Heinrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 4. Abhandlung): Die beginnende Klärung unserer Anschauungen über den Begriff der Metasyphilis des Nervensystems — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37627#0014
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14 (B. 4)

W. Erb:

das Kind hat seine Mutter, diese wieder ihren Mann infiziert, beide Eltern
wurden tabisch. — b. Drei miteinander befreundete Männer haben sich eines
Nachts bei einer syphylitischen Puella infiziert: e i n e r derselben wird tabisch;
die beiden andern paralytisch), von Erb (fünf miteinander nicht ver-
wandte Männer koitieren mit der gleichen Person: 4 davon werden syphilitisch
und diese alle später tabisch, resp. paralytisch), von Brosius (7 Glas-
bläser wurden von einem Kameraden mit der Glaspfeife infiziert (Lippen-
schanker)—5 davon konnten nach Jahren wieder untersucht werden, 2 davon
hatten Tabes, 2 Paralyse!), Junius und Arndt (ein Mann, der zweimal
verheiratet war, wurde paralytisch; seine 24jährige Tochter starb an
Paralyse und seine beiden Frauen bekamen Tabes) — zum Teil noch
einmal kurz zu skizzieren und einen Fall von Morel-I avallee, den ich bei
Wilson (Brain. Vol. 35, S. 165, 1912) gefunden habe, als besonders charak-
teristisch hinzuzufügen: Marthe X. war 1 870 die Maitresse eines Studenten
der Medizin: er starb 1873 an syphilitischer Meningitis. — 1871 war
sie die Maitresse eines 2. Studierenden der Medizin; er heiratete später, hatte
gesunde Kinder und starb 1888 anParalyse —1872 besaß sie ein 3. Student,
der später ebenfalls in der Ehe gesunde Kinder hatte und 1882 an Paralyse
starb. — Später kam ein Chemiker an die Reihe: er starb 1890 an Paralyse;
endlich auch noch ein fünfter (Ingenieur), der an einer „syphilitischen Geistes-
krankheit“ (Paralyse?) starb. — Alle fünf waren von der einen Person
mit Syphilis infiziert worden! Welche Tragödie!
In allerletzter Zeit hat Oskar Fischer1) die Frage: Gibt es
eine Lues nervosa ? — in einer sehr interessanten und mühevollen
Arbeit wesentlich auf statistischem Wege zu lösen versucht. Er
hat alle möglichen Statistiken über das Vorkommen der meta-
luetischen Erkrankungen des ZNS., mit Einbeziehung der kon-
jugalen und familiären Formen, der Statistiken über den Einfluß
der Therapie, der vorausgegangenen leichteren und schwereren
Syphilisformen usw. mit großer Sorgfalt, mit vielfach modifi-
zierter und verfeinerter Fragestellung durchgearbeitet und mit
besonnener Kritik verwertet.
Als Schlußergebnis seiner dankenswerten Untersuchung spricht
er aus: „Die Frage, ob es eine Lues nervosa gibt, ist zu
be j ahen“2).
x) Oskar Fischer: Gibt es eine Lues nervosa? Zeitschr. /. d. ges.
Neurol. u. Psych., Bd. 16, S. 120, Mai 1913.
2) Hier ist vielleicht noch darauf hinzuweisen, daß auch in den Früh-
stadien der Syphilis manchmal auffallend verfrühte zentrale Nerven-
leiden in Form von spezifisch- entzündlichen Gewebs- und Gefäßveränderun-
gen oder von gummösen Erkrankungen auftreten.
Sollte sich nicht darin auch etwa eine besondere Form der Lues
nervosa dokumentieren? Etwa eine Modifikation der Spirochäten von
etwas anderer Art, als die später bei der Metasyphilis aktiv gewordenen ?
Fragen ohne Ende!
 
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