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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 5. Abhandlung): Über das Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen: eine theoretische Betrachtung — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37628#0039
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Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen. (B. 5.) 39

(1913, S. 654) nimmt eine vermittelnde Stellung ein, indem er
vermutet, daß die Meristemzellen bereits polar gebaut seien, aber
die Richtung der Polaritätsachse noch durch äußere Einflüsse
verschiebbar sei. Aber dann brauchen wir immer wieder irgend
einen Faktor, der die anfangs noch veränderliche Polaritätsrichtung
bestimmt. Daher möchte ich den Vorgang in anderer Weise for-
mulieren. Die Fähigkeit (Potenz) polarisiert zu werden,
ist eine sehr allgemeine Eigenschaft der spezifischen
Strukturen lebender Zellen; aber in welcher Form tat-
sächlich die Polarität erfolgt, hängt von der Außen-
welt ab. Ein Vergleich kann diese Auffassung noch klarer er-
läutern.
Ein gehärteter Stahlstab hat die Potenz, magnetisch polarisiert
zu werden, ist aber noch nicht polarisiert. Ich kann an ihm eine
bestimmte Polarität hervorrufen, wenn ich ihn in bestimmter Rich-
tung mit einem Magneten bestreiche, und es liegt ganz in meiner
Hand, welches Ende ich als Nord- resp. Südpol haben will. Das
gleiche kann ich erreichen, wenn ich einen elektrischen Strom be-
nutze, von dessen Richtung die Form der Polarität abhängt. So
denke ich mir auch, daß die Außenwelt die bestimmte Richtung
der Polarität bei den der Polarisation fähigen Zellen bewirkt.
Für die Phanerogamen läßt sich, wie vorhin betont, bisher keine
Entscheidung herbeiführen, weil wir nicht imstande sind, die be-
fruchtete Eizelle für sich zu kultivieren. Sie ist im Embryosack
befestigt und steht daher von vornherein unter dem richtenden
Einfluß der Umgebung, so daß die Spitze stets dem Innern des Em-
bryosackes, der doch für sie die Außenwelt bedeutet, zugewendet ist.
Sobald einmal die Polarisation erfolgt ist, d. h. die Spitze be-
gonnen hat, in bestimmter Richtung zu wachsen, ist damit, soweit
wir heute wissen, die Polarität in vielen Fällen fixiert. Um das zu
verstehen, können wir den Gedanken Pfeffers (1901, S. 187)
heranziehen, daß die älteren Teile am Vegetationspunkt mithelfen,
ihm immer wieder die bestimmte Polarität zu erhalten. Der
Vegetationspunkt ist der Sitz intensivster chemischer Tätigkeit;
ein beständiger Strom von Nahrungsstoffen fließt von den älteren
Teilen zu den sich teilenden, dann wachsenden Zellen, und dadurch
wird in einer uns unbekannten Weise in allen diesen Zellen die be-
stimmte Polarität erzeugt und nach Aufhören des Wachstums
fixiert. Die Bedeutung des lichtenden Nahrungsstromes ist im
Anschluß an Sachs von Goebel (1908, S. 244) mit Recht hervor-
 
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