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G. Klebs.
gehoben worden. Ich will noch ein spezielles Beispiel anführen,
das diese Anschauungen gut zu stützen vermag.
Die Sporen des Lebermooses Fegatella conica teilen sich bereits
innerhalb der Frucht bis zu 8 Zellen. Bolleter (1906, S. 378)
wies nach, daß derjenige Oktant der Kugel zur Spitze des Sprosses
wird, welcher am nächsten dem einseitig wirkenden Licht steht;
an und für sich ist jeder Oktant dazu fähig; die Lichtrichtung be-
stimmt auch hier die Richtung der Polarität. Sobald die Bildung
des Sprosses begonnen hat, war eineUmkehrung der Polarität
nicht mehr möglich. Der Sproß entwickelt sich zu einem band-
artigen grünen Thallus mit einer Mittelrippe, durch die der Haupt-
strom der Nahrung nach dem Vegetationspunkt hinfließt. Goebel
(1902, ferner 1908), ebenso Bolleter (1906) haben das sehr interes-
sante Verhalten des Thallus bei Regenerationsversuchen aufge-
deckt. Nimmt man ein Stück des Thallus mit Mittelrippe, so treten
Adventivknospen auf der Unterseite nahe der apikalen Schnitt-
fläche auf — ein Beweis für die Polarität. Wenn man aber Rand-
stücke ohne Mittelrippe zum Versuch nimmt, so ist von dieser
Polarität nichts zu bemerken; die Knospen entstehen regellos ver-
teilt auf der ganzen Unterseite. Wir erkennen also hier wie Goerel
hervorhebt (1908, S. 243) die Bedeutung des richtenden Nahrungs-
stroms in den leitenden Organen der Mittelrippe, während die
Randteile von ihr aus durch quer verlaufende Diffusionsströme
versehen werden und daher keine irgendwie auffallende Polarität
in der Längsrichtung besitzen.
9. Über die inneren Bedingungen.
Die vorliegende Darstellung wird genügen, die allgemeine und
bis in das Innerste der Zellen dringende Wirkung der Außenwelt
nachzuweisen, mögen auch noch so zahlreiche Vorgänge bestehen,
deren Verhältnis zur Außenwelt bis jetzt unerforscht ist. Aber die
Hauptsache bleibt doch der Organismus selbst, der sich unter der
Mitwirkung der Außenwelt formt und entwickelt. Gerade die be-
sprochenen Experimente führen zu dem noch sehr viel schwieri-
geren Problem, welche inneren Bedingungen die in der spezi-
fischen Natur schlummernden Potenzen zur Entwicklung bringen.
Bei dem heutigen Stande unseres Wissens kann man nur hypo-
thetisch Vorgehen, indem man auf Grund der festgestellten Tat-
sachen versucht, sich eine Vorstellung über die Art der inneren
Veränderungen zu machen.
G. Klebs.
gehoben worden. Ich will noch ein spezielles Beispiel anführen,
das diese Anschauungen gut zu stützen vermag.
Die Sporen des Lebermooses Fegatella conica teilen sich bereits
innerhalb der Frucht bis zu 8 Zellen. Bolleter (1906, S. 378)
wies nach, daß derjenige Oktant der Kugel zur Spitze des Sprosses
wird, welcher am nächsten dem einseitig wirkenden Licht steht;
an und für sich ist jeder Oktant dazu fähig; die Lichtrichtung be-
stimmt auch hier die Richtung der Polarität. Sobald die Bildung
des Sprosses begonnen hat, war eineUmkehrung der Polarität
nicht mehr möglich. Der Sproß entwickelt sich zu einem band-
artigen grünen Thallus mit einer Mittelrippe, durch die der Haupt-
strom der Nahrung nach dem Vegetationspunkt hinfließt. Goebel
(1902, ferner 1908), ebenso Bolleter (1906) haben das sehr interes-
sante Verhalten des Thallus bei Regenerationsversuchen aufge-
deckt. Nimmt man ein Stück des Thallus mit Mittelrippe, so treten
Adventivknospen auf der Unterseite nahe der apikalen Schnitt-
fläche auf — ein Beweis für die Polarität. Wenn man aber Rand-
stücke ohne Mittelrippe zum Versuch nimmt, so ist von dieser
Polarität nichts zu bemerken; die Knospen entstehen regellos ver-
teilt auf der ganzen Unterseite. Wir erkennen also hier wie Goerel
hervorhebt (1908, S. 243) die Bedeutung des richtenden Nahrungs-
stroms in den leitenden Organen der Mittelrippe, während die
Randteile von ihr aus durch quer verlaufende Diffusionsströme
versehen werden und daher keine irgendwie auffallende Polarität
in der Längsrichtung besitzen.
9. Über die inneren Bedingungen.
Die vorliegende Darstellung wird genügen, die allgemeine und
bis in das Innerste der Zellen dringende Wirkung der Außenwelt
nachzuweisen, mögen auch noch so zahlreiche Vorgänge bestehen,
deren Verhältnis zur Außenwelt bis jetzt unerforscht ist. Aber die
Hauptsache bleibt doch der Organismus selbst, der sich unter der
Mitwirkung der Außenwelt formt und entwickelt. Gerade die be-
sprochenen Experimente führen zu dem noch sehr viel schwieri-
geren Problem, welche inneren Bedingungen die in der spezi-
fischen Natur schlummernden Potenzen zur Entwicklung bringen.
Bei dem heutigen Stande unseres Wissens kann man nur hypo-
thetisch Vorgehen, indem man auf Grund der festgestellten Tat-
sachen versucht, sich eine Vorstellung über die Art der inneren
Veränderungen zu machen.