Metadaten

Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 5. Abhandlung): Über das Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen: eine theoretische Betrachtung — Heidelberg, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37628#0018
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
18 (B. 5.)

G. Klebs.

nach einiger Zeit und in einiger Entfernung wieder die nötige
Konzentration vorfinden kann.
Diese Darlegungen über die Rhythmik werden vielleicht noch
an überzeugender Kraft gewinnen, wenn wir die viel wichtigeren
Vorgänge betrachten, die den ganzen Entwicklungsgang der Pflan-
zen ausmachen.
5. Der Entwicklungsgang von Pilzen und Algen.
In der freien Natur zeigen viele Pilze und Algen einen deut-
lichen Rhythmus ihrer Entwicklung; sie wachsen eine Zeitlang,
dann pflanzen sie sich ungeschlechtlich, z. R. durch Zoosporen,
fort und wachsen wieder. Der Wechsel kann sich öfter wieder-
holen, bis die geschlechtliche Fortpflanzung den Abschluß bildet.
Nach meinen Untersuchungen (1896, 1908—1910) hängen die
verschiedenen Entwicklungsstadien von verschiedenen äußeren Be-
dingungen ab. Die Kenntnis von diesen ermöglicht es, den Rhyth-
mus auszuschließen, so daß der Pilz oder die Alge ständig fortwächst,
und ebenso vermag man die Entwicklungsstadien in mannig-
fachster Weise miteinander wechseln zu lassen. Nehme ich z. B.
einen Pilz wie Saprolegnia und lasse ihn in einer guten Nähr-
lösung (Fleischextrakt, Pepton) wachsen, so kann ich ihn zur
intensivsten Zoosporenbildung bringen,wenn ich ihn in reines Was-
ser oder auch eine sehr verdünnte Nährlösung überführe. Ich kann
das Myzelium wieder in eine stärkere Nährlösung bringen —
dann muß es wachsen. Das rhythmische Spiel läßt sich beliebig
oft lange fortsetzen. Sobald man ein sehr kräftig ernährtes My-
zelium zur Verfügung hat, so ist es nicht nötig, das Myzelium
aus dem reinen Wasser zu nehmen. Man beobachtet, daß die ein-
zelnen Pilzfäden nach der ersten Zoosporenbildung ein wenig
wachsen, dann wieder Zoosporen bilden und so fort, bis die auf-
gespeicherte Nahrung erschöpft ist.
Auf Grund der eingehenden Untersuchung (1899) erklärt sich
der Vorgang in folgender Weise. Die Zoosporenbildung muß dann
eintreten, wenn das Ende eines wachsenden, vorher gut ernährten
Pilzfadens von einer zu verdünnten Lösung der wesentlichen
Nährstoffe (z. B. Pepton) bzw. von reinem Wasser umspült wird.
Dadurch wird das Wachstum des Pilzfadens eingeschränkt, es staut
sich in ihm die von hinten zuströmende Nahrung an, und diese
Konzentrierung ist die innere Bedingung des Prozesses. Die Kon-
zentrationsdifferenz zwischen Zelle und Umgebung muß eine he-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften