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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 5. Abhandlung): Über das Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen: eine theoretische Betrachtung — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37628#0008
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8 (B. 5.)

G. Klebs.

den inneren Bedingungen die für den Versuch entschei-
dende Beschaffenheit gegeben hat. Ganz analoge Erschei-
nungen werden wir bei Ent wie klungs Vorgängen der Pflanzen an-
treffen, die durch die vorhergehende Einwirkung der Außenwelt
so weit vorbereitet sind, daß sie dann gleichsam wie ein aufgezo-
genes Uhrwerk ablaufen.
2. Spezifische Struktur, innere und äußere Bedingungen.
Das LieseganGsche System kann dazu dienen, gewisse prin-
zipielle Anschauungen über die lebenden Zellen zu erläutern. Ich
unterscheide wie früher (Klebs, 1903, S. 7; 1905, S. 292) dreierlei
Arten von Bedingungen: 1. die spezifische Struktur, 2. die inneren,
3. die äußeren Bedingungen.
Gehen wir aus von einer bestimmten Spezies, am besten von
einem Individuum, das vegetativ oder durch Selbstbefruchtung
vermehrt wird, so umfaßt der Begriff der spezifischen Struktur die
Gesamtheit aller Potenzen, die durch die Molekularstruk-
turen der wesentlichen Zellsubstanzen in der uns unbekannten
physikalischen Anordnung gegeben sind. Man kann sich die Sache
noch klarer veranschaulichen, wenn man die von Detmer und
Kassowitz verteidigte Ansicht benutzt, nach der alle Lebens-
vorgänge auf chemischen Prozessen beruhen, die sich durch Zer-
trümmerung und Wiederaufbau an dem eiweißartigen Protoplasma-
molekül abspielen. Die einzelnen Spezies würden sich durch
chemische Differenzen des Protoplasmamoleküls unterscheiden.
Die spezifische Struktur würde in der Molekularstruktur des für
die Spezies charakteristischen Protoplasmamoleküls bestehen.
Das wesentliche Kennzeichen der spezifischen Struktur ist ihre
Konstanz, d. h. die Eigenschaft unter den gleichen
äußeren Bedingungen die gleichen Reaktionen zu zeigen,
während eine andere Spezies unter denselben Bedingungen andere
Reaktionen aufweist. Diese Konstanz ist nicht absolut, da es
möglich erscheint und unter unbekannten Umständen tatsächlich
eintritt, daß aus einer reinen Spezies eine andere als Mutation ent-
steht. Aber die Konstanz erscheint vorläufig in so hohem Grade aus-
gebildet, daß wir für unsere Versuche mit ihr als einer gegebenen
Größe rechnen müssen. Auf das Problem der Entstehung der Arten
soll in dieser Arbeit nicht eingegangen werden; für die Forschungen
über Entwicklungsphysiologie in dem Umfange, wie sie hier an-
genommen wird, ist der ganze Reichtum der mannigfaltigen
 
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