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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 5. Abhandlung): Über das Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen: eine theoretische Betrachtung — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37628#0007
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Verhältnis der Außenwelt zur Entwickelung der Pflanzen. (B. 5.) 7
folgt, darüber entscheidet nur die Außenwelt. Genau
das gleiche gilt für die Entstehung der Fällung in Form der
LiESEGANGSclien Ringe. Die äußeren Bedingungen sind: 1. der
kolloidale Zustand der Gelatine, 2. die gleichmäßige Verteilung
der verdünnten Kaliumbichromatlösung, 3. die lokale Anhäufung der
konzentrierten Silbernitratlösung. Aus diesen Bedingungen folgt
die Reaktion der beiden Substanzen in Form der Ringe mit genau
derselben Notwendigkeit, wie irgend eine andere chemische Reak-
tion oder ein physikalischer Vorgang, z. B. die Entstehung kon-
zentrischer, abwechselnd dunkler und heller Ringe bei dem Newton-
schen Farbenglas, das mit monochromatischem Ficht beleuchtet
wird. Kein Chemiker oder Physiker wird das geringste Bedürfnis
spüren, in solchen Fällen von einer Selbstdifferenzierung zu spre-
chen; sie werden sich sehr dagegen sträuben, solche ungeklärten
Begriffe der Biologie auf ihre Gebiete zu übertragen. Die Zonen-
bildung wird also herbeigeführt („determiniert“) durch das not-
wendige Zusammenwirken der bestimmten chemischen Substanzen
und einer bestimmt gearteten Außenwelt. Diese kann so geändert
werden, daß überhaupt kein Rhythmus erfolgt.
Die psychologische Erklärung für die Auffassung Küsters,
in der die Bedeutung der Außenwelt ganz in den Hintergrund
gedrängt wird, ergibt sich, wenn man den Vorgang in einer anderen
Weise formuliert, und zwar so, daß jetzt der Vergleich mit lebenden
Zellen anschaulich wird. Wir nehmen als gegeben die beiden
Salze und als 3. Körper die Gelatine, die auf Grund ihrer Molekular-
struktur die Potenz hat, ein kolloidales Gel zu bilden unter der
notwendigen Mitwirkung des Wassers und einer gewissen Tem-
peratur. Bereitet man den Versuch in früher geschilderter Weise
vor, so erhält man ein Gebilde, das man als ein einheitliches Sy-
stem auffassen kann mit bestimmten inneren Bedingungen.
Aus der ganzen Darstellung ersieht man, daß diese inneren Bedin-
gungen das Resultat der Wirkung der Außenwelt auf die Mole-
kularstruktur der drei Substanzen sind. Beobachtet man das vor-
bereitete System von dem Augenblick an, in dem das Silber-
nitrat heraufgebracht wird, so kann man mit Küster sagen,
daß die eigentliche Differenzierung sich „von selbst“, d. li. un-
abhängig von der Außenwelt, vollzieht, wenn man dabei den Ein-
fluß des Temperaturzustandes vernachlässigt. Aber diese Auffassung
betrifft nur den äußeren Schein, nicht das Wesen der Sache, da
eben die Außenwelt alles vorbereitet hat und sie es war, die
 
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