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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 5. Abhandlung): Über das Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen: eine theoretische Betrachtung — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37628#0006
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6 (B. 5.)

G. Klebs.

lieh sich verändernden Gallert scheibe determinieren,
liegen innerhalb des Gebildes selbst, so daß wir die
Differenzierung, welche die Gallertscheibe während
des Versuches erfährt, als Selhstdifferenzierung (Roux)
zu bezeichnen haben.“ Nun schließt Küster weiter, daß auch
rhythmische Vorgänge hei den Pflanzen ebensogut auf eine ent-
sprechende Selhstdifferenzierung zurückzuführen seien, die auf
Diffusionsvorgängen in kolloidalem Medium beruhen. Da andrer-
seits gewisse Vorgänge auch durch rhythmischen Wechsel von
Außenfaktoren entstehen können, so unterscheidet Küster zwei
Arten des Rhythmus: einen „inneren autogenen oder autonomen“
(S. 105) und einen „äußeren“, den man mit Pfeffer (1901, S. 161)
als den aitionomen bezeichnen könnte. Wir hätten also eine
kausale Begründung der so viel umstrittenen autonomen Prozesse.
In der vorliegenden Arbeit werden zahlreiche Strukturverhältnisse
der Pflanzen durch den autonomen Rhythmus erklärt; es wird
der äußere Rhythmus als unwesentlich beiseite geschoben. Am
Schluß seiner Arbeit deutet Küster auch an, daß sogar eine Er-
klärung der Jahresperiode bei den Pflanzen in gleicher Richtung
zu suchen sei.
Gegen die Annahme eines prinzipiellen Gegensatzes autonomer
und aitionomer Vorgänge habe ich schon mehrfach meine be-
gründeten Bedenken gerichtet (Ivlebs, 1905, S. 297); ich will
versuchen nachzuweisen, daß der auch von Küster vertretene
Dualismus einer viel einheitlicheren Auffassung weichen muß.
Es ist sehr häufig der Fall, daß ein rhythmischer Vorgang durch den
Wechsel eines Außenfaktors hervorgerufen wird. Aber auch für
die Fälle einer Konstanz der Außenwelt fragt es sich, ob sie nicht
aus der Relation eines gegebenen Organismus zu einer bestimmt
gearteten Außenwelt allein verstanden werden können. Jedenfalls
gilt das für den LiESEGANGschen Versuch, sobald wir ihn genauer
analysieren.
Für den Versuch sind gegeben die beiden Substanzen Kalium-
bichromat und Silbernitrat mit bestimmten physikalischen und
chemischen Eigenschaften, die als Fähigkeiten (Potenzen) an der
Molekularstruktur haften. Welche der Eigenschaften tatsächlich
verwirklicht wird, hängt von der Außenwelt ab. Wenn man die
Körper als Lösungen zusammenbringt, so entsteht das unlösliche
Silberchromat. Die Form, in der die Ausfällung geschieht, kann
verschieden sein; welche der möglichen Formen aber er-
 
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