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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 5. Abhandlung): Über das Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen: eine theoretische Betrachtung — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37628#0043
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Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen. (B. 5.) 43

stanzen hervorzurufen. Küster (1911, S. 281) hebt dieses negative
Resultat ausdrücklich hervor und hält nur für einen Teil der Gallen
an der älteren Anschauung fest, daß sie von besonderen Stoffen
des Gallentieres veranlaßt werden. Die Möglichkeit muß stets
offen bleiben; es gibt wenigstens einen sicheren Fall aus dem Tier-
reich, da nach der Entdeckung von Herbst das Lithium bei ge-
wissen Echiniden spezifische Formbildungen hervorruft. Für die
überwiegende Zahl der überhaupt näher untersuchten Vorgänge
bei den Pflanzen gilt der vorhin ausgesprochene Satz von der Be-
deutung der quantitativen Änderungen.
Wenn aber quantitative Änderungen der Außenfaktoren Ent-
wicklungsprozesse veranlassen, so liegt doch der Gedanke nahe,
daß sie zunächst auch quantitative Änderungen der inneren
Bedingungen herbeiführen, und zwar vielfach Änderungen der
Konzentrations-Verhältnisse. Am stärksten drängen zu dieser
Auffassung die Beobachtungen bei Pilzen, deren verschiedenartige
Entwicklungszustände durch Konzentrations-Änderungen im um-
gebenden Substrat hervorgerufen werden. Wir haben auch bereits
bei der Besprechung der Hexenringe sowie der Zoosporenbildung
von Saprolegnia von der Hypothese Gebrauch gemacht. Ebenso
wurde sie benützt für die Erklärung der Ruheperiode, vor allem
die Entstehung der ruhenden Organe selbst, seien es Winter-
knospen oder die Knollenbildungen von Crepis bulbosa. Mit be-
sonderer Deutlichkeit zeigt sich der Wert der Hypothese in den
Studien über die geschlechtliche Fortpflanzung. Denn alle ex-
perimentellen Erfahrungen, gleich, ob sie bei Algen oder Moosen
oder Blütenpflanzen gewonnen worden sind, lassen sich dahin
zusammenfassen, daß die Fortpflanzung eintritt, wenn einerseits
eine stärkere Intensität des Lichtes für die Steigerung der Pro-
duktion organischer Substanzen wie Kohlehydrate, andrerseits
eine Verminderung der Nährsalze, speziell der Nhaltigen, Zusammen-
wirken. Daraus darf man die Folgerung ziehen, daß ein bestimmtes
Konzentrations-Verhältnis zwischen den Kohlehydraten und
Nhaltigen Substanzen den inneren Anlaß für die Entstehung der
Geschlechtsorgane bildet. So würde es sich erklären, warum jede
Herabsetzung der Konzentration von Kohlehydraten (durch
schwaches Licht usw.) die geschlechtliche Fortpflanzung ebenso
hemmen kann, wie die Steigerung der Nährsalze. Auch der Ein-
fluß anderer wichtiger Faktoren, wie Feuchtigkeit, Temperatur,
läßt sich in entsprechender Weise auffassen. Bei Sempervivum,
 
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