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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1913, 5. Abhandlung): Über das Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen: eine theoretische Betrachtung — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.37628#0042
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42 (B. 5.)

G. Klebs.

Änderungen der Konzentrations-Verhältnisse der ver-
schiedenartigen Substanzen für die Entwicklungsvorgänge
vielfach entscheidend sind. Ich sagte (1904, S. 500): „Ich
hebe sie (d. h. die Konzentrationsverhältnisse) hervor, nicht
um damit zu sagen, sie seien die allein wesentlichen, sondern
um an ihnen anschaulich zu machen, wie ein solches Ver-
hältnis durch Steigerung oder Einschränkung der Nahrungsauf-
nahme, des Lichtes, des Wassers, des Sauerstoffs, der Temperatur
geändert werden kann, wie andrerseits durch Änderungen dieses
Verhältnisses Intensität und Richtung der chemischen Prozesse
verändert werden, die dann Änderungen der Imbibition, des
osmotischen Druckes, der Oberflächenspannung usf. bewirken.“
Der ausgesprochene Gedanke würde an und für sich noch
geringen Wert besitzen, wenn er nicht auf Erfahrungen sich stützen
könnte. Der Hauptgrund für die Auffassung lag in den allgemeinen
Resultaten der Versuche über die Entwicklung von Algen und
Pilzen. Dieses Resultat konnte theoretisch nicht erwartet werden,
sondern ergab sich nur aus den Experimenten; die weiteren Er-
fahrungen bestätigten das Resultat. Rei allen Entwicklungs-
prozessen, deren Reziehungen zur Außenwelt einigermaßen be-
kannt sind, tritt überall die Tatsache hervor, daß immer die
gleichen äußeren, für jedes Leben notwendigen Re-
din gungen die verschiedenartigen Vorgänge veran-
lassen. Es sind quantitative Änderungen dieser
Außenfaktoren, die darüber entscheiden, ob Wachstum oder
ungeschlechtliche oder geschlechtliche Fortpflanzung bei Algen
und Pilzen, ob Rhizome, Knollen, Laub- oder Rlütentriebe
bei Phanerogamen entstehen. Jeder dieser Entwicklungsvorgänge
hängt von dem Intensitätsgrade eines oder mehrerer der gleichen
Außenfaktoren ab. Man kann zum Vergleich die Vorgänge in der
anorganischen Natur heranziehen, wo die verschiedenen Form-
arten, der gasförmige, flüssige, feste Zustand bei all den verschie-
denen chemischen Substanzen von den gleichen Außenfaktoren,
Temperatur und Druck abhängen, wo jeder Zustand durch be-
stimmte Intensitätsgrade dieser Faktoren bestimmt wird.
Man könnte daran denken, und man denkt auch bis heute
daran, daß für die Entwicklungsvorgänge spezifische chemische
Stoffe der Umgebung maßgebend seien. Es ist aber eine höchst
auffällige Tatsache, daß trotz zahlloser Versuche es nie gelungen
ist, bestimmte Formbildungen durch spezifisch wirksame Sub-
 
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