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G. Klebs.
wo wir es ganz in der Hand haben, über das Schicksal der Rosetten
zu bestimmen, gelingt es, zwischen den beiden Extremen — rein
vegetatives Wachstum und typische Blütenbildung — verschieden-
artige Mittelformen, mehr oder weniger vegetativ umgestaltete
Blütenorgane, durch geeignete Kombinationen und Abstufungen
der genannten Bedingungen hervorzurufen. Man kann sich der
Folgerung nicht entziehen, daß in verschiedenem Grade quanti-
tativ abgestufte Konzentrationsverhältnisse als die innere Be-
dingung für die Entstehung der verschiedenen Blütenorgane
anzunehmen sind. Dieser Gedanke von der Bedeutung der Kon-
zentration hat auch bereits in der Wissenschaft Wurzeln gefaßt,
wie die Arbeiten von Loew, H. Fischer, Benecke usw. zeigen (vgl.
meine neueste Darstellung, 1913). Auch in der inhaltsreichen ex-
perimentellen Morphologie hat Goebel (1908) eine ähnliche Auf-
fassung für die Erklärung experimentell erzeugter Formbildungen
vertreten.
Die weiteren Fragen, in welcher Weise die quantitativen inneren
Änderungen zur eigentlichen Formbildung führen, müssen vor-
läufig noch ganz zurückgestellt werden, weil bisher die Möglich-
keit fehlt, eine Einsicht in diese Dinge zu gewinnen. Aber man kann
sich dabei noch die Frage von allgemeinem Interesse vorlegen,
wie weit überhaupt qualitative Verschiedenheiten für die
einzelnen Formbildungen bei Pflanzen in Betracht kommen.
Man pflegt auch heute von qualitativ verschiedenen Organen zu
sprechen, sobald diese sich nicht nur in den Dimensionen, sondern
auch in der äußeren Form und innerem Aufbau unterscheiden.
Nehmen wir z. B. die mannigfach geformten Blätter bei Sumpf-
oder Wasserpflanzen, so liegt zunächst kein Grund vor, im Sinne
der Chemie an eine qualitative Verschiedenheit zu denken, ebenso-
wenig wie bei den verschiedenen Kristallformen der gleichen
chemischen Substanz, z. B. oxalsaurer Kalk. Die Blattformen
bestehen aus den gleichen Zellelementen, nur daß diese nach Zahl,
Größe und Anordnung verschieden sind. Soweit die allerdings
geringen chemischen Untersuchungen ein Urteil gestatten, bestehen
die verschiedenen Blattformen aus den gleichen organischen
und anorganischen Substanzen. Warum sollten nicht in der Tat
die Verschiedenheiten der Form nur auf quantitativen Unterschie-
den beruhen (vgl. Klebs, 1904, S. 602) ?
Ähnliche Überlegungen können dazu führen, auch die formalen
Verschiedenheiten der Stengelorgane, Laubtriebe, Rhizome, Ivnol-
G. Klebs.
wo wir es ganz in der Hand haben, über das Schicksal der Rosetten
zu bestimmen, gelingt es, zwischen den beiden Extremen — rein
vegetatives Wachstum und typische Blütenbildung — verschieden-
artige Mittelformen, mehr oder weniger vegetativ umgestaltete
Blütenorgane, durch geeignete Kombinationen und Abstufungen
der genannten Bedingungen hervorzurufen. Man kann sich der
Folgerung nicht entziehen, daß in verschiedenem Grade quanti-
tativ abgestufte Konzentrationsverhältnisse als die innere Be-
dingung für die Entstehung der verschiedenen Blütenorgane
anzunehmen sind. Dieser Gedanke von der Bedeutung der Kon-
zentration hat auch bereits in der Wissenschaft Wurzeln gefaßt,
wie die Arbeiten von Loew, H. Fischer, Benecke usw. zeigen (vgl.
meine neueste Darstellung, 1913). Auch in der inhaltsreichen ex-
perimentellen Morphologie hat Goebel (1908) eine ähnliche Auf-
fassung für die Erklärung experimentell erzeugter Formbildungen
vertreten.
Die weiteren Fragen, in welcher Weise die quantitativen inneren
Änderungen zur eigentlichen Formbildung führen, müssen vor-
läufig noch ganz zurückgestellt werden, weil bisher die Möglich-
keit fehlt, eine Einsicht in diese Dinge zu gewinnen. Aber man kann
sich dabei noch die Frage von allgemeinem Interesse vorlegen,
wie weit überhaupt qualitative Verschiedenheiten für die
einzelnen Formbildungen bei Pflanzen in Betracht kommen.
Man pflegt auch heute von qualitativ verschiedenen Organen zu
sprechen, sobald diese sich nicht nur in den Dimensionen, sondern
auch in der äußeren Form und innerem Aufbau unterscheiden.
Nehmen wir z. B. die mannigfach geformten Blätter bei Sumpf-
oder Wasserpflanzen, so liegt zunächst kein Grund vor, im Sinne
der Chemie an eine qualitative Verschiedenheit zu denken, ebenso-
wenig wie bei den verschiedenen Kristallformen der gleichen
chemischen Substanz, z. B. oxalsaurer Kalk. Die Blattformen
bestehen aus den gleichen Zellelementen, nur daß diese nach Zahl,
Größe und Anordnung verschieden sind. Soweit die allerdings
geringen chemischen Untersuchungen ein Urteil gestatten, bestehen
die verschiedenen Blattformen aus den gleichen organischen
und anorganischen Substanzen. Warum sollten nicht in der Tat
die Verschiedenheiten der Form nur auf quantitativen Unterschie-
den beruhen (vgl. Klebs, 1904, S. 602) ?
Ähnliche Überlegungen können dazu führen, auch die formalen
Verschiedenheiten der Stengelorgane, Laubtriebe, Rhizome, Ivnol-