Sitzungsberichte der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

14 (B. 9) Ad. Gerwerzhagen:
unrecht. Seiner Entstehung nach ist der „Gabelkanal“ (Text-
figur 5) lediglich ein Teil des Ringkanals der Lophophorhöhle
(vorderer Abschnitt der Leibeshöhle), wie Braem zuerst nach-
gewiesen hat. Die Ansicht Coris, daß von den Tentakeln auf dem
Epistom nur die seitlichen durch besondere „Nebentrichter“
mit dem Gabelkanal kommunizieren, ist sicher nicht richtig,
da ich an Schnittserien den Zusammenhang aller in Betracht
kommender Tentakellumina mit dem Gabelkanal beobachten
konnte. Die unpaare
„Nierenblase“ auf
der Dorsalseite des
Epistoms, welche eine
Ausstülpung des Gabel-
kanals darstellt, er-
scheint schon wegen
ihrer Beschränkung
auf die Gattung Cri-
statella als ein acces-
sorisches Gebilde ohne
morphologische Be-
deutung. Von Neph-
ridien zu reden, ist
also völlig verfehlt.
Andererseits ist aber
nicht zu leugnen, daß
dieses Kanalsystem
exkretorische Bedeu-
tung hat. Setzt man
Cristatellen in Karmin-
aufschwemmung oder
injiciert man solche
direkt in die Leibeshöhle, so ist schon nach wenigen Stunden
die ganze Körperwand rot gefärbt, da sehr viele Peritonealzellen
sich mit Karminpartikelchen beladen haben. Solche Zellen springen
dann kugelförmig ins Innere der Leibeshöhle vor, lösen sich ab,
gelangen schließlich in den mit starkem Flimmerepithel aus-
gekleideten Gabelkanal und werden durch diesen in die Nierenblase
getrieben. Auch die Zellen des Innenepithels der Blase selbst
vermögen noch Karmin aufzuspeichern. Auf jeden Fall ist nach
kurzer Zeit die Blase strotzend gefüllt mit karminbeladenen


Textfig.- 5.
Längsschnitt durch Epistom und Gabelkanal
von Cristatella mucedo Cuv. Cer. Gangl. -
Cerebralganglion.