4(B. 1)
Alfred Dorner:
Was die Resultate anbetrifft, so sei hervorgehoben:
1. daß die entfetteten Stromata imstande sind, reichliche
Mengen Narkotikum zu binden;
2. daß die entfetteten Stromata von einem stärker wirk-
samen Narkotikum mehr binden als von einem schwächer
wirksamen;
3. daß die nicht mit heißem Aikohol und Äther behandelten
Stromata erheblich mehr Octylalkohol binden als die extra-
hierten Formelemente. Dieser Unterschied beruht entweder
darauf, daß das Bindungsvermögen der fettartigen Stromata-
bestandteile erheblich in Betracht kommt gegenüber dem
Bindungsvermögen des Nucleohistons, oder darauf, daß das
Nucleohiston durch heißen Alkohol und Äther so verändert
wird, daß es weniger Octylalkohol bindet. Ich erinnere an
dieser Stelle daran, daß nach WvRBURG und Usui das Bin-
dungsvermögen der Stromata gegenüber Thymol durch Be-
handlung mit heißem Alkohol und Äther nicht deutlich
vermindert wircR. —
Die Bindung der Narkotika an die Stromata beruht, das kann
mit ziemlicher Sicherheit behauptet werden, nicht auf einer chemi-
schen Reaktion. Handelte es sich nämlich um chemische Gleich-
gewichte, so wären die Ikonzentration der bindenden Substanz
und die Konzentration des Reaktionsproduktes — bindende
Substanz und Reaktionsprodukt wären ,,Bodenkörper" — als
konstant zu betrachten, mitliin auch die Gleichgewichtskon-
zentration des Narkotikums^. Die Menge Narkotikum, die
aufgenommen werden kann, müßte dann bei einer bestimmten
Konzentration aufgenommen werden, unterhalb dieser Konzen-
tration dürfte nichts, oberhalb nicht mehr aufgenommen werden.
In Wirklichkeit jedoch wächst die gebundene Menge mit der
Narkotikumkonzentration. — Eine chemische Bindung voraus-
^ Usui, Hoppe-Seylers Zeitschrift f. physiolog. Chemie, Bd. 81, Seite
175 (1912). Das Resultat besagt natürlich nicht, daß die Stromalipoide
kein Thymol binden, sondern lediglich, daß das Bindungsvermögen der
Lipoidkomponente gegenüber dem Bindungsvermögen der Nucleohiston-
komponente klein ist. — Heptylalkohol wird nach neueren Beobachtungen
von den lipoidhaltigen Stromata etwas reichlicher gebunden, als von den
lipoidfreien, doch verzichten wir auf Wiedergabe der Zahlen, da die Unter-
schiede mit unserer Methode nur eben festgestellt, nicht aber einiger-
maßen genau gemessen werden konnten.
2 Vgl. hierzuH.FREUNDLiCH, Kapillarchemie, Leipzigl909, Seite 286.
Alfred Dorner:
Was die Resultate anbetrifft, so sei hervorgehoben:
1. daß die entfetteten Stromata imstande sind, reichliche
Mengen Narkotikum zu binden;
2. daß die entfetteten Stromata von einem stärker wirk-
samen Narkotikum mehr binden als von einem schwächer
wirksamen;
3. daß die nicht mit heißem Aikohol und Äther behandelten
Stromata erheblich mehr Octylalkohol binden als die extra-
hierten Formelemente. Dieser Unterschied beruht entweder
darauf, daß das Bindungsvermögen der fettartigen Stromata-
bestandteile erheblich in Betracht kommt gegenüber dem
Bindungsvermögen des Nucleohistons, oder darauf, daß das
Nucleohiston durch heißen Alkohol und Äther so verändert
wird, daß es weniger Octylalkohol bindet. Ich erinnere an
dieser Stelle daran, daß nach WvRBURG und Usui das Bin-
dungsvermögen der Stromata gegenüber Thymol durch Be-
handlung mit heißem Alkohol und Äther nicht deutlich
vermindert wircR. —
Die Bindung der Narkotika an die Stromata beruht, das kann
mit ziemlicher Sicherheit behauptet werden, nicht auf einer chemi-
schen Reaktion. Handelte es sich nämlich um chemische Gleich-
gewichte, so wären die Ikonzentration der bindenden Substanz
und die Konzentration des Reaktionsproduktes — bindende
Substanz und Reaktionsprodukt wären ,,Bodenkörper" — als
konstant zu betrachten, mitliin auch die Gleichgewichtskon-
zentration des Narkotikums^. Die Menge Narkotikum, die
aufgenommen werden kann, müßte dann bei einer bestimmten
Konzentration aufgenommen werden, unterhalb dieser Konzen-
tration dürfte nichts, oberhalb nicht mehr aufgenommen werden.
In Wirklichkeit jedoch wächst die gebundene Menge mit der
Narkotikumkonzentration. — Eine chemische Bindung voraus-
^ Usui, Hoppe-Seylers Zeitschrift f. physiolog. Chemie, Bd. 81, Seite
175 (1912). Das Resultat besagt natürlich nicht, daß die Stromalipoide
kein Thymol binden, sondern lediglich, daß das Bindungsvermögen der
Lipoidkomponente gegenüber dem Bindungsvermögen der Nucleohiston-
komponente klein ist. — Heptylalkohol wird nach neueren Beobachtungen
von den lipoidhaltigen Stromata etwas reichlicher gebunden, als von den
lipoidfreien, doch verzichten wir auf Wiedergabe der Zahlen, da die Unter-
schiede mit unserer Methode nur eben festgestellt, nicht aber einiger-
maßen genau gemessen werden konnten.
2 Vgl. hierzuH.FREUNDLiCH, Kapillarchemie, Leipzigl909, Seite 286.